Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_090
DOI: 10.1055/s-2005-863436

Prozess-/Ergebniszusammenhänge am Beispiel der tagesklinischen Psychotherapie bei Bulimia nervosa

A Zeeck 1, A Hartmann 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie, Freiburg

Hintergrund: Läßt sich das Therapieergebnis anhand von Aspekten des Therapieprozesses vorhersagen? Wir nahmen an, dass sich erfolgreiche und nicht-erfolgreiche Behandlungen anhand der Verarbeitung und Internalisierung der Therapie durch die Patienten unterscheiden lassen. Dabei wurden beispielhaft tagesklinische Behandlungen von Bulimiepatientinnen untersucht.

Methodik: 45 konsekutive Behandlungsepisoden von Patientinnen mit Bulimia Nervosa gingen in die Studie ein. Der Behandlungserfolg zum Entlasszeitpunkt wurde anhand der Outcome-Kriterien der multizentrischen Studie zur stationären Therapie von Essstörungen (MZ-ESS) beurteilt. Zur Erfassung des therapeutischen Prozesses wurden das Zwischensitzungserleben (Inter-Session-Fragebogen, ISF) und der Post-Session-Outcome (Stundenbogen) herangezogen. Es wurden drei Behandlungsphasen unterschieden (Anfangsphase, mittlere Therapiephase, Abschlussphase). Für die Analyse wurde das Regressionsverfahren des „optimal scaling“ eingesetzt, welches ermöglicht, auch non-lineare Zusammenhänge abzubilden.

Ergebnisse: 7 Patientinnen erreichten eine Vollremission, 38 eine Teilremission oder erfüllten weiter alle Kriterien einer Bulimia nervosa. In den ersten beiden Therapiephasen konnten mehr als 90% der Patientinnen anhand der Prozessparameter der späteren Erfolgskategorie zugeordnet werden. Insbesondere das Zwischensitzungserleben erwies sich als bedeutsam. In den Therapiephasen waren unterschiedliche Aspekte mit einem guten Therapieergebis assoziiert: in der Anfangsphase scheint vor allem der Aufbau einer positiven therapeutischen Beziehung wesentlich zu sein, im weiteren Prozess dagegen eine Übertragungsbeziehung von mittlerer Intensität mit sowohl positiven als auch negativen auf den Therapeuten bezogenen Gefühlen. Es scheint ferner von Bedeutung zu sein, dass die Patienten die Therapie zwischen den Stunden anwenden und umsetzen.