Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_082
DOI: 10.1055/s-2005-863428

Analyse von Gewichtskurven bei stationär behandelten Patientinnen mit Anorexia Nervosa

S Tagay 1, R Mewes 1, A Möllering 1, W Senf 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen

Fragestellung: Die Analyse von Gewichtskurven bei stationär behandelten Anorexia Nervosa Patientinnen ist bislang kaum untersucht. In der vorliegenden Studie wurde geprüft 1. ob die Behandlung, die u.a. nach einem strukturiertem Essprogramm mit einem eindeutig festgestgelegten Stufenplan erfolgt, im Sinne der angezielten Gewichtszunahme erfolgreich ist, 2. inwieweit sich die vier Stufen in der Anzahl der Gewichtseinbrüche, ihrer durchschnittlichen Dauer und Größe und der Anzahl der in der jeweiligen Stufe verbrachten Tage unterscheiden und 3. welche Variablen das Zielgewicht voraussagen. Methodik: Die Gewichtskurven von 58 stationär behandelten Patientinnen mit einer Anorexia Nervosa (25,2±8,4 Jahre) wurden an einem tertiären Versorgungszentrum analysiert. Ergebnisse: Das Alter bei Störungsbeginn lag bei 18,4±5,5 Jahren; bei Aufnahme lag das BMI bei 14,8kg/m2. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer lag bei 6,2 Jahre (4–288 Monate); 62% durchliefen alle vier Stufen. Der Behandlungserfolg nach dem Stufenkonzept ist hochsignifikant (p<0,000). Es finden sich signifikante Unterschiede zwischen den Stufen bezogen auf die Anzahl der Gewichtseinbrüche (p<0,01), die durchschnittliche Größe der Gewichtseinbrüche (p<0,001) und die durchschnittliche Dauer der Gewichtseinbrüche (p<0,000). In einer schrittweisen multiplen Regressionsanalyse waren drei Prädiktoren signifikant (BMI bei der Aufnahme, Anzahl der Einbrüche und durchschnittliche Größe eines Einbruchs). Alle drei Prädiktoren klärten 51,5% der Varianz auf. Diskussion: Die vier Stufen unterscheiden sich in der Anzahl, der Dauer und der Größe der Einbrüche. Das Zielgewicht lässt sich durch die Prädiktoren „BMI bei der Aufnahme“, „Anzahl der Gewichtseinbrüche“ und die „durchschnittliche Größe eines Gewichtseinbrüche“ gut vorhersagen.