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DOI: 10.1055/s-2005-863418
Der Einfluss des Bindungsstiles von Psychotherapeuten auf das Behandlungsergebnis in stationärer Psychotherapie – Erste Ergebnisse der Göttinger Therapeutenstudie
Hintergrund:
In einer Pilotstudie wurde untersucht, ob Bindungsmuster von Psychotherapeuten einen Einfluss auf Prozess- und Ergebnisvariablen in einer Stichprobe stationärer Psychotherapiepatienten haben.
Methodik:
9 Psychotherapeuten (Berufserfahrung als Psychotherapeuten 0,5 bis 7 Jahre) wurden mit dem AAI und einem projektiven Test (Adult Attachment Projective, George et. al 1999) auf Bindungsrepräsentanzen untersucht. Weiterhin beantworteten Sie eine Anzahl Fragebögen (Common Core Questionnaire zu psychotherapeutischer Sozialisation und Tätigkeit, BDI, IIP, RSQ, RQ, Bielefelder Fragebogen zu Partnererwartungen–BFPE). Rekrutierung, Interviewdurchführung und Auswertung erfolgten in unterschiedlichen Institutionen, so dass Anonymität gewährleistet war. Die Therapeuten behandelten insgesamt 294 Patienten (N=15–56 pro Therapeut, Dauer ca. 11 Wochen). Die Therapien wurden mit üblichen Instrumenten evaluiert (u.a. SCL90R, IIP, BDI, HAQ, Stationserfahrungsbogen – SEB).
Ergebnisse:
Bei einer üblichen Verteilung der Bindungsmuster zeigte sich zunächst kein Zusammenhang zu Prozess- oder Ergebnismaßen. In einer Auswertung interpersoneller Dispositionen zeigten zugewandte Therapeuten eine bessere Qualität der therapeutischen Beziehung (HAQ), ohne dass dies Einfluss auf das Ergebnis hatte. Dominantere (sicherere?) Therapeuten hatten tendenziell etwas bessere Ergebnisse bei der Symptomatik. Varianzaufklärung durch die Person des Therapeuten etwa 10%. Es fand sich ein signifikanter Interaktionseffekt: zugewandte Patienten profitieren von „dominanten“ Therapeuten, kontrollierend-dominante Patienten von zugewandten Therapeuten.
Diskussion:
Der Einfluss der Persönlichkeit des Therapeuten (hier interpersonelle Dispositionen) entspricht den aus der Literatur bekannten Werten. Komplementarität ist besonders wichtig und wird von uns als Hilfe zur Kompetenzerweiterung mittels Identifikation mit „fremden“ Verhaltensmustern gedeutet.
Key words
Attachment Representation - Outcome - Therapist