Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_066
DOI: 10.1055/s-2005-863412

Zusammenhänge zwischen Schweregrad und Negativität des Selbstkonzepts bei Sozialphobikern

K Pöhlmann 1, P Joraschky 1, C Schönberg 1, M Israel 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden

Sozialphobie ist mit einer Lebenszeitprävalenz von 13% (Kessler et al 1994) eine relativ häufige Erkrankung. Charakteristisch für die Erkrankung sind negative Einstellungen zur eigenen Person. Die Studie untersuchte, ob sich innerhalb der Sozialphobie Untergruppen identifizieren lassen, die sich im Selbstkonzept unterscheiden, und analysierte den Krankheitsverlauf dieser Untergruppen. Die Stichprobe bestand aus 32 Sozialphobikern (23 Frauen; Alter: M=36,3, SD=12,2) der Universitätsklinik für Psychotherapie und Psychosomatik Dresden. Die Diagnose wurde durch ein klinisches Interviews (DIAX) gestellt. Erfasst wurden Symptommaße (Liebowitz Soziale Angst Skala LSAS, Fremdeinschätzung); Social Phobia Scale (SPS) und Social Interaction Anxiety Scale (SIAS)) und das Selbstkonzept (Frankfurter Selbstkonzeptskalen). Auf der Basis der Symptomfremdeinschätzung (LSAS) wurden clusteranalytisch zwei Gruppen identifiziert und geprüft, in welchen Dimensionen sie sich unterschieden. Geschlecht und Alter waren in beiden Gruppen gleich. Die Gruppen unterschieden sich im Ausmaß der Symptomatik deutlich. In Cluster 1 (24 Patienten) lag eine deutliche, in Cluster 2 eine sehr schwere soziale Phobie vor. Schwerer erkrankte Patienten hatten ein negatives Selbstkonzept, leichter Erkrankte ein neutrales Selbstkonzept. Schwerer erkrankte Patienten schätzten sich besonders im Leistungsbereich und im Selbstwert signifikant schlechter ein. Sie bewerteten außerdem ihre Beziehungen zu anderen negativer (alle ps<0,01). Die beiden Gruppen verbesserten sich im Therapieverlauf in allen erfassten Dimensionen signifikant (alle ps<0,01). Für die Symptommaße zeigten sich hohe Effekte (ES 0,86 – 1,22). Am Ende der Behandlung unterschieden sich die beiden Gruppen lediglich in der Symptomatik im Leistungsbereich (SPS). Gruppe 2 war hier auch am Ende der Therapie noch stärker beeinträchtigt.