Wie nehmen schwerstkranke Patienten am Ende ihres Lebens ihre Lebensqualität und deren
Veränderung wahr? Dieser Frage wurde im Rahmen einer psychoonkologischen Patientenbegleitung
(N=76) in der Palliativklinik ,Dr. Mildred-Scheel-Haus' mit Hilfe einer qualitativen
Methode nachgegangen (Heidelberger Struktur-Lege-Technik, SLT). Auf der Basis tonkonservierter
sprachlicher Selbst-Auskünfte der Patienten (N=34) wurden ihre zentralen Konzepte
und Sinnzusammenhänge in Form von SLT-Netzmodellen rekonstruiert.
Die Rekonstruktion dieser individuellen Sinnwelten wird anhand von SLT-Fallbeispielen
mit Tonaufnahmen demonstriert. Werden diese individuellen zu gruppenorientierten SLT-Netzmodellen
(analog dem ,Mittelwert') aggregiert, so lassen sich 5 Patientengruppen unterscheiden:
Patienten, die auf ein weitgehend erfülltes Leben zurückblicken (1), zeigen andere
Sinnstrukturen (SLT-Modelle) als Patienten, die in der Verfolgung ihrer Lebensprojekte
durch die Todesbedrohung viel zu früh beschnitten werden (2) oder auf ein schwieriges
Leben enttäuscht zurückblicken (3) oder kämpfen (4) oder von aktuellen Beschwerden
und Schmerzen überwältigt werden (5). Die Erhaltung von Lebensqualität stellt für
diese Subgruppen Anforderungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Die gewonnenen Ergebnisse sollen Anregungen für die psychoonkologische Begleitung
dieser Patienten, für Aus-, Fort- und Weiterbildung und für die gruppenorientierte
Aggregierung qualitativer Daten geben.
Key words
Psychoonkologie - Lebensqualität - qualitative Methoden