Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_064
DOI: 10.1055/s-2005-863410

Lebensqualität und drohender Tod aus der subjektiven Sicht von Palliativpatienten

R Obliers 1, M Diedrich 1, H Kaerger 1, K Köhle 1
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Köln, Köln

Wie nehmen schwerstkranke Patienten am Ende ihres Lebens ihre Lebensqualität und deren Veränderung wahr? Dieser Frage wurde im Rahmen einer psychoonkologischen Patientenbegleitung (N=76) in der Palliativklinik ,Dr. Mildred-Scheel-Haus' mit Hilfe einer qualitativen Methode nachgegangen (Heidelberger Struktur-Lege-Technik, SLT). Auf der Basis tonkonservierter sprachlicher Selbst-Auskünfte der Patienten (N=34) wurden ihre zentralen Konzepte und Sinnzusammenhänge in Form von SLT-Netzmodellen rekonstruiert.

Die Rekonstruktion dieser individuellen Sinnwelten wird anhand von SLT-Fallbeispielen mit Tonaufnahmen demonstriert. Werden diese individuellen zu gruppenorientierten SLT-Netzmodellen (analog dem ,Mittelwert') aggregiert, so lassen sich 5 Patientengruppen unterscheiden: Patienten, die auf ein weitgehend erfülltes Leben zurückblicken (1), zeigen andere Sinnstrukturen (SLT-Modelle) als Patienten, die in der Verfolgung ihrer Lebensprojekte durch die Todesbedrohung viel zu früh beschnitten werden (2) oder auf ein schwieriges Leben enttäuscht zurückblicken (3) oder kämpfen (4) oder von aktuellen Beschwerden und Schmerzen überwältigt werden (5). Die Erhaltung von Lebensqualität stellt für diese Subgruppen Anforderungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Die gewonnenen Ergebnisse sollen Anregungen für die psychoonkologische Begleitung dieser Patienten, für Aus-, Fort- und Weiterbildung und für die gruppenorientierte Aggregierung qualitativer Daten geben.