Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_062
DOI: 10.1055/s-2005-863408

„Das verschlossene Herz – Bilder als Schlüssel zu den Gefühlen“ – Kunsttherapie im Rahmen eines integrierten psychokardiologischen Schwerpunktes eines Akut-Krankenhauses

C Niederreiter 1, G Titscher 1
  • 1Schwerpunkt Psychosomatik der 2.Med. Abt./Herzstation des Hanusch-Krankenhauses Wien, Österreich

Wenn das Herz erkrankt, ist nicht nur der Körper betroffen, sondern der Mensch auch in seinem innersten Erleben zutiefst erschüttert. Gerade bei HerzpatientInnen scheint es aber, als wäre nicht nur der Zugang zu den Gefäßen, sondern auch der Zugang zu ihren Empfindungen blockiert und verschlossen.

An der Herzstation des Wiener Hanusch-Krankenhauses gibt es im Rahmen eines psychokardiologischen Konzeptes einen psychosomatisch-therapeutischen Behandlungsbereich, in dem unter anderem auch Kunsttherapie angeboten wird. Kunsttherapeutisches Gestalten geht über die Sprache hinaus und ermöglicht einen Ausdruck auf einer anderen Ebene. Das Unaussprechliche, die verdrängten oder verleugneten Gefühle zeigen sich im Bild als stumme Botschaft und als Spiegel des innerseelischen Geschehens. Die intuitive symbolische Bildersprache kann in der Therapie aufgeschlüsselt werden und den PatientInnen helfen, ihre individuelle Problematik zu erkennen. So können auch die bei Koronarkranken vorherrschenden, aber vielleicht nicht mehr angemessenen Bewältigungsmechanismen wie Kontrolle, Perfektionsdrang oder pseudonormale Überangepaßtheit durch das spontane bildnerische Gestalten gelockert und Raum für neue Vorgehensweisen geschaffen werden.

Anhand von Fallbeispielen wird gezeigt, wie sich die spezifische Thematik und Symbolik in den Bildern Koronarkranker darstellt, wie sich diese Bilder in Form, Ausdruck und Thematik von den bildnerischen Darstellungen anderer HerzpatientInnen (Hypertonie, Panikstörung) unterscheiden und wie sie sich im Laufe der Therapie verändern können.