Die psychosomatische Arbeitsweise ist die adäquate Antwort auf die Besonderheiten
der gynäkologischen Aufgaben und die Erwartungen der Patientinnen. Jede Patientin
bringt in die Behandlungssituation ihre Krankheit ein, oft als bedrängendes und akutes
Ereignis, als auch die Summe ihrer Vorerfahrungen mit ihrem Körper und mit medizinischen
Institutionen. Betrachtet man die Krankheitsbilder und Aufgaben in der psychosomatischen
Gynäkologie sind zu nennen die psychosomatischen Aspekte der Lebensübergänge, wie
Adoleszens und Klimatrium sowie psychosomatische Krankheitsbilder, wie chronischer
Unterbauchschmerz, Miktionsstörungen, Blutungsstörungen, chronischer Fluor und Pruritus.
Ein wichtiger Aufgabenbereich sind die somatopsychischen Folgen von Karzinomerkrankungen
und die Aufgaben der Aufklärung im Sinne der perioperativen Psychohygiene. Darüber
hinaus kommt den sexualmedizinischen Aspekten in der Gynäkologie eine große Bedeutung
zu und schließlich die besondere Beratungssituation im Rahmen von Kontrazeption und
Abruptio. Die weiteren geburtshilflichen Themen sind einem gesonderten Vortag vorbehalten.
Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung der Arzt/Ärztin-Patientin-Beziehung deutlich
mit der Forderung nach kommunikativer Kompetenz. Ein Gelingen dieser Beziehung zeigt
sich in der Balance von Nähe und Distanz. Im Rahmen der Facharztweiterbildung ist
die Psychosomatische Grundversorgung vorgesehen.
Fragt man nach den theoretischen Grundlagen der psychosomatischen Gynäkologie, so
finden sich verschiedene Erklärungsmodelle, die auf einzelne Krankheitsbilder mehr
oder weniger gut angewandt werden können. Anzunehmen ist ein komplexes, multifatorielles
und interdependentes Geschehen, in dem somatische, psychodynamische und soziologische
Faktoren zusammenwirken. Aus historischem und feministischem Blickwinkel lassen sich
interessante Entwicklungslinien nachvollziehen, „Was Frauen krank macht“.
Key words
Arzt/Ärztin-Patientin-Beziehung - Gynäkologie - Psychosomatik