Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_058
DOI: 10.1055/s-2005-863404

Psychosoziale Aspekte in der Risikostratifizierung der chronischen Herzinsuffizienz

T Müller-Tasch 1, D Schellberg 1, C Zugck 2, G Raupp 1, W Herzog 1, J Jünger 1, M Haass 3
  • 1Abteilung für Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
  • 2Abteilung für Kardiologie, Medizinische Klinik der Universität Heidelberg
  • 3Abteilung für Kardiologie, Theresienkrankenhaus Mannheim

Problematik: Die prädiktive Wertigkeit psychosozialer Variablen bei der Risikostratifizierung der chronischen Herzinsuffizienz (CHF) in Ergänzung zu etablierten somatischen Prädiktoren ist bisher kaum untersucht. Methodik: Bei 209 Patienten mit CHF wurden neben klinischen und soziodemografischen Basisdaten das NYHA-Stadium, LVEF, peakVO2, ein 6-Minuten-Gehtest und pro-BNP bestimmt. Weiterhin wurden folgende psychosozialen Variablen mit den genannten Instrumenten erfasst: Lebensqualität (SF-36, Minnesota Fragebogen–MLHFQ), Angst und Depressivität (HADS), soziale Unterstützung (SSQ-6, Anamnese). Die Patienten wurden durchschnittlich 2,1±0,9 Jahre nachverfolgt. Endpunkt war Tod jeglicher Ursache. Ergebnisse: Die Lebensqualität im SF-36 betrug nur 66,1% im Vergleich zur Normstichprobe. 30% der Patienten lagen im HADS über dem Cut-off für Depressivität, 20% über dem für Angst. In der univariaten Cox-Regression zeigten sich NYHA-Stadium (Chi2=4,8, p=0,028), LVEF (Chi2=13,7, p<0,001), 6-Minuten-Gehtest (Chi2=4,3, p=0,038), peakVO2 (Chi2=10,0, p=0,002), pro-BNP (Chi2=17,9, p<0,001) und Depressivität (Chi2=7,2, p=0,007) als signifikante Prädiktoren für Mortalität. Ein 3er-Modell aus pro-BNP, LVEF und Depressivität zeigte den besten prädiktiven Wert der multivariaten Regressionsmodelle (Chi2=30,32, p<0,001). Schlussfolgerungen: Depressivität ist ein unabhängiger Prädiktor für Mortalität bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Der Einbezug von Depressivität in die Risikostratifizierung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz verbessert den prädiktiven Wert eines Prognoseindexes.