Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_055
DOI: 10.1055/s-2005-863401

Posttraumatische Belastungsstörung, Angst und Depressivität bei Patienten mit Prostatakrebs

A Mehnert 1, P Cao 1, M Graefen 2, H Huland 2, U Koch 1
  • 1Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Hintergrund: Prostatakrebs stellt mit 40600 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste maligne Tumorerkrankung beim Mann dar. Empirische Arbeiten zu Fragen der Art und Häufigkeit psychischer Belastungen und solcher Faktoren, die die Reaktionen auf und den Umgang mit der Erkrankung und Behandlung beeinflussen, sind für diese Patientengruppe bisher selten (Balderson & Towell, 2004) und stellen das Ziel der vorliegenden Studie dar. Methodik: In Kooperation mit der Universitätsklinik für Urologie wurden N=511 Prostatakrebspatienten während der ambulanten Nachsorge mit folgenden standardisierten Fragebögen befragt (Rücklaufquote 69,7%): Posttraumatic Stress Disorder Checklist (PCL-C), IES-R, HADS, Hamburger Krankheitsbewältigungsinventar (HKI), SSUK, Life Attitude Profile (LAP-R) und SF-8. Die Patienten sind im Mittel 64 Jahre alt (SD=5,9, Range 38–83), die Mehrzahl ist verheiratet (88%), hat die mittlere Reife (32%) und ist berentet (65%). Das häufigste Tumorstadium ist Stadium II (68%), PSA-Wert M=9,6 ng/ml (SD=10,7). Die Zeit zwischen Operation (Prostatektomie) und Assessmentzeitpunkt beträgt M=114 Wochen (SD=182, Range 0–3256). Ergebnisse: Die Mehrzahl der Patienten erlebt die Erkrankung als wenig bis überhaupt nicht bedrohlich (76%). Als häufigste Belastungen im Krankheitsverlauf werden u.a. genannt die Diagnose Krebs (41,3%), die Ungewissheit über den Krankheitsverlauf (24,1%), Impotenz, sexuelle Probleme (11,4%) und Inkontinenz (7,6%). 11,4% zeigen eine mittlere und 3,5% eine hohe Ängstlichkeit (M=3,7, SD=3,6); 4,3% eine mittlere und 2,5% eine hohe Depressivität (M=2,5, SD=3,1). Die Prävalenz für eine Posttraumatische Belastungsstörung liegt entsprechend den verwendeten Instrumenten zwischen 2,0% und 4,2% (PCL-C: M=23,6, SD=7,9). Dargestellt und diskutiert werden weitere multivariate Analysen zum Einfluss medizinischer und psychosozialer Faktoren auf die psychische Belastung der Patienten.