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DOI: 10.1055/s-2005-863400
Zusammenhänge zwischen Bindungsmerkmalen und Gegenübertragungsbereitschaft
Die Ergebnisse der Klinischen Bindungsforschung deuten an, dass Patientinnen und Patienten mit unterschiedlicher Bindungsrepräsentation unterschiedliche Interventionsstrategien erfordern und dass die therapeutische Beziehung in Abhängigkeit von der Bindungsrepräsentanz möglicherweise unterschiedlich konfiguriert ist. Um zu prüfen, ob Bindungsmerkmale zu unterschiedlichen Wahrnehmungen (oder Gegenübertragungen) führen, wurden im Rahmen dieser Studie zwei Experimente durchgeführt, in denen standardisierte Tonbandausschnitte aus Erwachsenen-Bindungsinterviews (AAI) zunächst Studierenden der Medizin, in einer Replikation Ausbildungskandidaten in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie vorgespielt wurden. Nach jeder Darbietung (deren Sequenz im Fall der ersten Studie variiert wurde) beurteilten die Zuhörer die durch den Ausschnitt repräsentierte Person bzw. die eigenen Reaktionen auf diesemit dem Impact-Message-Inventory, der Befindlichkeitsskala sowie einem „Gegenübertragungsfragebogen“. Außerdem schätzten die Zuhörer ihre eigenen Bindungsmerkmale mit Hilfe des Fragebogens von Grau ein.
Die Studie bestätigte die Hypothese, dass sowohl Studierende als auch angehende Psychotherapeut(inn)en auf Personen mit unterschiedlicher Bindungsrepräsentation stark unterschiedlich reagieren und bspw. gegenüber einer unsicher vermeidenden Person häufiger feindselige Impulse (und eine negativere Befindlichkeit) erleben. Die Ergebnisse der Studie können dahingehend interpretiert werden, dass Bindungscharakteristika tatsächlich einen potentiellen Einfluss auf die Gegenübertragung in therapeutischen Beziehungen ausüben können.
Key words
Bindung - Psychotherapeutische Beziehung - Gegenübertragung