Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_046
DOI: 10.1055/s-2005-863392

Koronarspasmen oder Herzneurose? – Zum Stellenwert psychogener Einflüsse bei nachgewiesener vasospastischer Angina pectoris

J Knieling 1, A Athanasiadis 2
  • 1Abteilung für Psychosomatische Medizin, Stuttgart
  • 2Abteilung für Kardiologie und Pulmologie, Stuttgart

In den vergangenen 10 Jahren verbesserten sich die diagnostischen Möglichkeiten zum Nachweis von Koronarspasmen drastisch. Mittels eines Provokationstests mit Acetylcholin während der Herzkatheter-Untersuchung werden die typischen Beschwerden ausgelöst. Früher galten diese Patienten als „organisch gesund“, da sich die übrige kardiale Diagnostik inklusive Herzkatheter häufig unauffällig zeigt. Dabei entsteht im Nachhinein natürlich die Frage, ob in der Vergangenheit nicht manche dieser Patienten zu Unrecht als reine „Herzangst-Patienten“ gesehen wurden. Andererseits bleibt die Frage nach psychogenen Einflüssen bei der Auslösung der Spasmen. Und es bleibt weiter eine Gruppe von Patienten, die unklare Herzbeschwerden aufweist ohne den Nachweis von Koronarspasmen.

Es wird eine noch laufende Fragebogen-Untersuchung an ca. 500 Patienten der Koronarspasmen-Sprechstunde des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart vorgestellt, von denen ca. 60% Spasmen aufwiesen, 40% nicht. Abgefragt werden neben der genauen Schilderung der Beschwerden somatische und psychosomatische Anamnese, subjektive Ursachenzuschreibung und Kontrollüberzeugungen, insbesondere die Einschätzung psychischer Einflussfaktoren, Items zur Lebensqualität sowie aktuelle Angst- und Depressionswerte (HADS). Von den Ergebnissen erhoffen sich die Autoren eine Beitrag zur besseren Differenzierung Angina-pectoris-ähnlicher Syndrome sowie zur Bedeutung psychogener Einflussfaktoren sowohl bei den spasmuspositiven als auch bei den spasmusnegativen Patienten.