Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_029
DOI: 10.1055/s-2005-863375

Belastung und Bedürfnisse nach Unterstützung von Angehörigen essgestörter Patientinnen

H Graap 1, S Bleich 2, J Wilhelm 2, F Herbst 1, J Wancata 3, M de Zwaan 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Abt. f. Psychosomatik und Psychotherapie, Erlangen
  • 2Psychiatrische Klinik mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
  • 3Universitätsklinik für Psychiatrie, Wien, Österreich

Die Situation von Angehörigen essgestörter Patientinnen ist bislang ungenügend untersucht. Ziel unserer Untersuchung war es, den Grad der aktuellen psychischen Belastung und die Bedürfnisse der Angehörigen nach Unterstützung beim Umgang und der Versorgung des essgestörten Familienmitgliedes zu erheben. Es wurden bislang 20 Angehörigen unter anderem der General Health Questionnaire (GHQ12) und unsere deutsche Übersetzung des Carers' Needs Assessment Measure (CaNAM) vorgegeben. Zudem wurde der Schweregrad der Essstörung der Patientinnen mit der Eating Disorder Examination (EDE) erhoben. Alle Patientinnen erfüllten die Kriterien für eine Anorexia nervosa (n=9) oder Bulimia nervosa (n=11). Die durchschnittliche Krankheitsdauer der Patientinnen lag bei 6 Jahren. Die Angehörigen waren im Durchschnitt 40 Jahre alt. Es nahmen vor allem Mütter und Lebenspartner der Patientinnen an der Untersuchung teil, welche regelmäßig Kontakt mit den Patientinnen hatten oder mit der Patientin zusammen lebten. Im GHQ 12 zeigten sich bei acht der Angehörigen Hinweise auf eine aktuelle negative Veränderung ihres psychischen Gesundheitszustandes (Cut-Off 2/3). Im CaNAM zeigte sich ein hohes Bedürfnis der Angehörigen nach Unterstützung, vor allem in den Bereichen „Informationen über Essstörungen“ und „Unterstützung für sich selbst“. Insgesamt gesehen zeigen Angehörige von essgestörten Patientinnen tendenziell einen hohen Bedarf an Unterstützung. Strukturierte Interviews zu den Bedürfnissen und dem Bedarf an Unterstützung der Angehörigen werden von uns aktuell ausgewertet.