Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_028
DOI: 10.1055/s-2005-863374

Emotionsregulation im Kleinkindalter – Zusammenhänge kindlichen Angstausdruckverhaltens mit Merkmalen der Bezugsperson-Kind-Beziehung

B Glöggler 1, U Pauli-Pott 1
  • 1Abteilung Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosomatische Medizin, Universitätsklinikum Gießen

In den ersten Lebensjahren erwirbt das Kind Emotionsregulationsstrategien, die zunehmend eine Modulation affektiver Reaktivität erlauben und der sozialen Anpassung dienen. Neben kognitiven Reifungsprozessen und angeborenen Dispositionen beeinflussen soziale Erfahrungen diese Entwicklungsprozesse. Allerdings sind die Entwicklungsverläufe, die Dimensionalität der Regulationsstrategien und Zusammenhänge mit Merkmalen des elterlichen Interaktionsverhaltens nur wenig empirisch untersucht.

Ausgehend von den Arbeiten Rothbarts wurden in der Gießener Längsschnittstudie zur Temperamentsentwicklung verschiedene Angstregulationsstrategien im Alter von 30 Monaten erfasst. Es wurde den Fragen nachgegangen, ob und wie sich diese Strategien ihren Interkorrelationen entsprechend zusammenfassen lassen, und weiter ob Zusammenhänge dieser Komponenten mit der mütterlichen Feinfühligkeit und Depressivität sowie der negativen Reaktivität des Kindes im Alter von 4 Monaten bestehen.

Untersucht wurden 64 Mutter-Kind-Paare. Im Alter der Kinder von 4 Monaten wurde die negative Reaktivität und mit 30 Monaten die Emotionsregulationsstrategien in standardisierten Sequenzen ermittelt. Im Alter der Kinder von 4, 8 und 12 Monaten wurde die mütterliche Feinfühligkeit im Rahmen von Hausbesuchen beobachtet und die mütterliche Depressivität mittels Fragebögen erhoben.

Es ergab sich eine deutliche Korrelation zwischen Verhaltenshemmung (30 Monate) und der negativen Reaktivität im Säuglingsalter von 4 Monaten. Die Regulationsstrategien ließen sich zu zwei Komponenten zusammenfassen: ‘Hemmung der Annäherung/Abwenden der Aufmerksamkeit’ und ‘aktive Vermeidung/Selbstberuhigung’. Letztere korreliert mit der mütterlichen Feinfühligkeit und Depressivität signifikant positiv. Diese Ergebnisse werden auf dem Hintergrund der einschlägigen Literatur diskutiert.