Untersucht wurden die Verlaufsdynamik der psychischen Belastung und interpersonaler
Probleme während und nach stationärer psychodynamischer Langzeitpsychotherapie. Es
wurden 64 Patienten der Abteilung für Psychotherapeutische Medizin des Fachkrankenhauses
Jerichow (Sachsen-Anhalt) zu jeweils vier Messzeitpunkten mit SCL-90-R und IIP-D untersucht.
Die Messung erfolgte zu Beginn der stationären Behandlung (t0), vier Wochen nach Beginn
(t1), am Ende (t2) und ein Jahr nach Beendigung der Krankenhausbehandlung (t3). Die
Symptombesserung vier Wochen nach Behandlungsbeginn entsprach dem Erfolg in der Ein-Jahres-Katamnese.
Die globale psychische Belastung besserte sich von hohen Werten zur Aufnahme schon
nach vier Wochen (Effektstärke GSI 0,82) stationärem Aufenthalt. Diese Verbesserung
steigerte sich bis zur Entlassung (1,11) nach weiteren drei Wochen und fiel nach einem
Jahr auf die Werte nach vier Wochen zurück (0,85). Die deutlichsten Verbesserungen
zeigten sich bei den Subskalen Depressivität, Ängstlichkeit und Zwanghaftigkeit. Bei
den interpersonalen Problemen fand sich eine kontinuierliche Zunahme der geringen
Stanine-Werte von der Aufnahme bis zur Ein-Jahres-Katamnese bei den Skalen Autokratisch/dominant
sowie Streitsüchtig/konkurrierend. Eine kontinuierliche Abnahme der hohen Stanine-Werte
von der Aufnahme bis zur Ein-Jahres-Katamnese fand sich bei den Skalen Introvertiert/sozial
vermeidend, Selbstunsicher/unterwürfig, Ausnutzbar/nachgiebig. Zusammenfassend genügt
somit die erste Phase von vier Wochen stationärer psychodynamischer Psychotherapie
weder aus, um optimale Symptombesserung noch um eine optimale Verbesserung interpersonaler
Probleme zu erreichen. In Bezug auf die Stabilität psychodynamisch erzielter Effekte
zeigte sich gerade im interpersonalen Bereich, dass sich in den ersten vier Wochen
angestoßene Veränderungen bis zur Entlassung und darüber hinaus noch ein Jahr später
positiv weiter entwickelten.
Schlüsselwörter
Effektstärke - IIP-D - SCL-90-R - Stationäre psychodynamische Psychotherapie