Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_019
DOI: 10.1055/s-2005-863365

Die Bedeutung der Einzeltherapeuten für das Ergebnis stationärer Therapie

U Dinger 1, M Strack 2, H Schauenburg 1
  • 1Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Göttingen
  • 2Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie, Göttingen

Unterschiede zwischen Psychotherapeuten sind in der aktuellen Diskussion von zunehmender Bedeutung. Die Verquickung therapeutischer Einflussfaktoren bei einem multimodalen Behandlungsansatz bedingt eine Sonderstellung der Einzeltherapie im stationären Setting. Welche Bedeutung hat die Person des Einzeltherapeuten für das Ergebnis und die einzeltherapeutische Beziehung in der stationären Psychotherapie? Untersucht wurden zwei Stichproben (N=293 und N=1136 Patienten), die stationär im Rahmen von zwei unterschiedlichen Gesamtkonzepten durch insgesamt 28 (N=9 und N=19) psychodynamisch orientierte Psychotherapeuten einzeltherapeutisch behandelt wurden. Sowohl Patienten als auch Therapeuten beantworteten standardisierte Erhebungsinstrumente zur Aufnahme und zur Entlassung (SCL-90-R, BSS, HAQ). Berechnet wurden Unterschiede zwischen den Patientengruppen der einzelnen Therapeuten und zwischen den Stichproben. Die Patienten beider Kliniken unterscheiden sich zwar in verschiedenen Ausgangsparametern (IIP, GSI, BSS), ähneln sich aber in ihren Therapieergebnissen (residuale GSI-Werte). Die Psychotherapeuten unterscheiden sich lediglich in einer der beiden Stichproben in ihrer Effektivität (Patientenurteil). In beiden Stichproben finden sich dagegen Unterschiede zwischen Psychotherapeuten in Beurteilungen der therapeutischen Beziehung. Die Übereinstimmung zwischen Patienten- und Therapeutenurteil ist für die Therapiebeziehung höher als für den Therapieerfolg. Die Ergebnisse deuten auf eine settingabhängige Bedeutung von Einzeltherapeuten innerhalb der stationären Therapie hin. Hier wird die unterschiedliche Outcome-Varianz zwischen den Therapeuten als Ausdruck der unterschiedlichen Gewichtung von Gruppen- und Einzeltherapie innerhalb von zwei stationären Konzepten verstanden. Bei den Bewertungen der einzeltherapeutischen Beziehungen finden sich jedoch aus der Literatur bekannte Therapeuteneffekte.