Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_008
DOI: 10.1055/s-2005-863354

Körperschemastörung und interpersonelle Probleme als Prädiktoren für den Erfolg stationärer psychosomatischer Behandlung anorektischer und bulimischer Patientinnen

D Benninghoven 1, I Heberlein 1, S Kunzendorf 1, G Jantschek 1
  • 1Medizinische Klinik II/Psychosomatik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Fragestellung: Das Ergebnis stationärer Behandlung bulimischer und anorektischer Essstörungen ist uneinheitlich. Sowohl positive als auch negative Verläufe werden beobachtet. Unklar bleibt, welche Patientenmerkmale bei Behandlungsbeginn prädiktiven Gehalt für das Outcome haben.

Methodik: Untersucht wurden alle während eines Jahres stationär aufgenommenen Patientinnen der Station für Psychosomatik des UK Lübeck mit einer Anorexia (n=42) oder Bulimia nervosa (n=36). Die Patientinnen wurden zu Behandlungsbeginn und am Ende umfangreich klinisch und mit Fragebogenverfahren untersucht. Ferner wurde ein Computerprogramm eingesetzt, mit dem das eigene Körperschema aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Fragestellungen modelliert und mit dem real gemessenen Körperfettanteil verglichen werden kann. Für die Anorexie-Patientinnen wurde als Outcome-Kriterium die Gewichtszunahme definiert, für die Bulimie-Patientinnen die Veränderung auf der Skala Bulimie des EDI.

Ergebnisse: Die Regressionsanalyse ergab für die Anorexiepatientinnen, dass die Körperzufriedenheit bei Aufnahme in die Behandlung als Differenz zwischen tatsächlichem und gewünschtem Körperfettanteil den besten und einzigen statistisch signifikanten Prädiktor für die Gewichtszunahme bietet. Je stärker das Wunschbild in Richtung Gewichtszunahme geht, desto größer ist die tatsächliche Gewichtszunahme im Behandlungsverlauf. Für die Bulimie-Patientinnen wurde als beste und einzige Variable der Gesamtwert im Inventar Interpersonaler Probleme (IIP) in die Regressionsgleichung aufgenommen. Jene Patientinnen profitieren besonders, die zu Beginn der Behandlung wenig interpersonelle Probleme angeben.

Diskussion: Für beide Patientengruppen scheinen unterschiedliche Faktoren bedeutsam für den Behandlungsverlauf zu sein. Die Ergebnisse geben Anhaltspunkte dafür, wie es gelingen könnte, jene Patientinnen zu identifizieren, die von spezifischeren Behandlungsangeboten mehr profitieren könnten.