Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_005
DOI: 10.1055/s-2005-863351

Veränderungen des suppressiven Schmerzverhaltens durch psychologische Interventionen in einer orthopädischen Rehabilitationsklinik

U Bandemer-Greulich 1, B Schreiber 1, U Bahrke 1, E Fikentscher 1
  • 1Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Halle

Im Rahmen einer orthopädischen Rehabilitation wird eine Experimental-Kontrollgruppen-Studie zu einem risikofaktorenspezifischen multimodalen Interventionsprogramm bei Rehabilitanden mit chronischen Rückenschmerzen durchgeführt (gefördet vom VDR, FKZ 02 5 08). Eine Experimentalgruppe (n=152) erhielt eine intensivierte individuelle multimodale Rehabilitationsmaßnahme mit umfangreichen psychologischen Interventionen als auch intensivierten physiotherapeutischen Behandlungen. Für die Therapie von Rehabilitanden mit suppressiver Schmerzverarbeitung steht der Abbau des kognitiven Durchhalteappells und der Durchhaltestrategien sowie die Wahrnehmung eigener körperlicher Grenzen im Mittelpunkt. Die Kontrollgruppe (n=244) erhielt die üblichen Rehabilitationsbehandlungen. Die Veränderung der Schmerzverarbeitung wird auf emotionaler Ebene, Verhaltensebene und kognitiver Ebene gemessen (KSI). Die KSI-Skalen werden sowohl für Kontroll- und Experimentalgruppe als auch vor und nach der Rehabilitation, sowie 6 und 12 Monate danach beschrieben und diskutiert. Beim Vergleich der Gruppen finden sich Veränderungen in den Skalen „Gehobene Stimmung“ und „Hilf-Hoffnungslosigkeit“, sowie Unterschiede für die Skalen „Durchhalteappell“ und „Behinderung“. In der Anwendung passiver Maßnahmen und dem Vermeiden sozialer Aktivitäten bereits bei leichten Schmerzen und dem Abbau von Durchhaltestrategien zeigen sich bereits die beginnenden Veränderungen im Schmerzverhalten bei den Rehabilitanden der Experimentalgruppe. Die Effektstärken der prä-post-Veränderungen im kurz- und langfristigen Verlauf werden für die drei untersuchten Ebenen im Gruppenvergleich dargestellt. Insgesamt sind die Effektstärken der Skalen des KSI gering (bis 0,4) und dabei auf den emotionalen und kognitiven Skalen höher als auf den handlungsbezogenen Skalen. Dies ist insofern erklärlich, als jahrzehntelang eingeschliffenes Verhalten nur schwer in einer dreiwöchigen Rehabilitation verändert werden kann.