Patienten mit somatoformer Schmerzstörung sind vom klinischen Bild heterogen. Dies
wirft die Frage der Differenzierung innerhalb dieser Patientengruppe auf. Vorliegende
Untersuchung zielte als bisher erste darauf, Subgruppen in der Gesamtgruppe somatoformer
Schmerzpatienten zu identifizieren.
Daten einer konsekutiv erhobenen Stichprobe von 283 Patienten mit somatoformer Schmerzstörung
(F45.4) bzw. Somatisierungsstörung mit Leitsymptom Schmerz (F 45.0/1) wurden einer
hierarchischen Clusteranalyse (Ward-Methode) unterzogen. In die Analyse gingen insgesamt
30 Variablen aus den Bereichen soziodemographische Daten, Beschwerdeentwicklung, Altanamnese
(MSBA), psychische Komorbidität (SKID-I/-II), Coping (CSQ) und Kindheitsbelastungsfaktoren
(MSBA,KFB) ein.
Es wurde eine 3-Cluster-Lösung gewählt, die sich bei entsprechender Überprüfung als
stabil erwies. Cluster A (17%) umfasst den relativ größten Anteil Männer (52%), Patienten
mit frühem Beschwerdebeginn (<30. Lj.), sowie körperliche Attribuierung ihrer Beschwerden;
psychische Komorbidität und frühe Stresserfahrungen fehlen weitestgehend. Cluster
B stellt mit 58% die größte Subgruppe dar und repräsentiert überwiegend „ältere“ Frauen
(>46 Jahre) mit spätem Schmerzbeginn und mäßiger Beeinträchtigung durch die Schmerzen,
einem moderaten Anteil an affektiven Störungen (55%) und inadäquatem Schmerzverhalten.
Das dritte Cluster (Cluster C, 25%) stellt die Gruppe der Patienten mit der höchsten
Belastung durch Schmerzen, allgemeine Beschwerden und Komorbidität mit affektiven
Störungen (92%) und Angststörungen (85%) dar. Hier finden sich fast ausschließlich
Frauen mit akutem Beginn der Beschwerden und vielen frühen Stresserfahrungen.
Das Ergebnis der vorliegenden Untersuchung legt nahe, dass es sich bei der somatoformen
Schmerzstörung um ein heterogenes Störungsbild handelt. Künftige Studien sollten die
Relevanz dieser Subgruppen für die Vorhersage des Erfolges therapeutischer Interventionen
überprüfen.
*gefördert von der DFG (Eg 125/1)