Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - S_020
DOI: 10.1055/s-2005-863122

Wirksamkeit psychodynamisch-interaktioneller und kognitiv-behavioraler Gruppenpsychotherapie bei somatoformer Schmerzstörung. Erste Ergebnisse der 1-Jahres-Katamnese einer Teilstichprobe im Rahmen einer prospektiven randomisierten Therapiestudie*

UT Egle 1, R Nickel 2, F Petrak 2, B Kappis 2, B Schmidt 2, J Hardt 2
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinik Mainz
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Mainz

Fragestellung: Die Therapieergebnisse bei somatoformen Störungen weisen bisher vor allem auf die Möglichkeit einer besseren Symptombewältigung mittels verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätzen hin, während eine Besserung der Symptomatik kaum erzielt werden konnte. Es wurde eine Vergleichsstudie zur Wirksamkeit jeweils manualisierter störungsspezifischer psychodynamischer bzw. verhaltenstherapeutischer Therapieansätze durchgeführt und dabei Schmerzreduktion und Alltagsbeeinträchtigung als Hauptzielvariablen in der 1-Jahres-Katamnese untersucht.

Methode: Insgesamt N=155 Patienten mit im Rahmen fachübergreifender Diagnostik gesicherter somatoformer Störung mit Leitsymptom Schmerz wurden unter Berücksichtigung einer Geschlechtsbalancierung in die beiden Therapiearme mit jeweils 8 Therapiegruppen randomisiert. Die Abbrecherrate lag bei 6% (PD) bzw. 15% (VT), die Katamneserate bei insgesamt 92%. Die Schmerzstärke wurde anhand einer visuellen Analogskala (VAS 0–10) im Rahmen eines Schmerztagebuchs, die Beeinträchtigung mit dem Summenscore des Pain Disability Index (PDI) vor Beginn und 1 Jahr nach Beendigung der Psychotherapie erhoben. Die beiden psychotherapeutischen Interventionsformen betrugen jeweils 6 Monate (40 Sitzungen PD bzw. 25 Sitzungen VT) und waren in ihrer Gesamtdauer in Minuten vergleichbar.

Ergebnisse: Bisher sind bei jeweils 5 Therapiegruppen für jede Intervention (n=83) die 1-Jahres-Katamnesen abgeschlossen. Die Effektstärken (d) bei den Hauptzielvariablen stellen sich für die beiden Interventionsarme wie folgt dar: Schmerzreduktion d=1,2 (PD) bzw. d=0,5 (VT), Beeinträchtigung im Alltag d=0,95 (PD) bzw. d=0,5 (VT).

Diskussion: Die Ergebnisse der bisher auswertbaren Teilstichprobe (etwa 60%) weisen auf eine bessere Wirksamkeit der störungsspezifischen psychodynamisch-interaktionellen Gruppentherapie im Vergleich zur kognitiv-behavioralen hin. Nach Abschluss der 1-Jahres-Katamnese sollen Erfolgsprädiktoren für die beiden Therapieansätze eruiert werden. Die Erhebung der 2-Jahres-Katamnese läuft bereits.

*gefördert von der DFG (Eg 125/1)