Einleitung: Um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden, ist es gerade vor einem Schwangerschaftsabbruch
ungeheuer wichtig, die nachfolgende Verhütung mit der Patientin zu besprechen, sowie
baldmöglichst mit der Methode zu beginnen. Der medikamentöse und chirurgisch durchgeführte
Schwangerschaftsabbruch unterscheiden sich sehr in der Vorgehensweise. Mit dem Ziel
unsere Beratung vor einem Schwangerschaftsabbruch zu optimieren, stellten wir uns
die Frage, ob die Wahl und der Beginn der kontrazeptiven Methode von der Art des Abbruches
abhängt.
Methoden: Wir werteten retrospektiv Daten aller Patientinnen aus, die zwischen dem 1.3.2002
und 28.2.2003 an unserer Klinik einen medikamentösen oder chirurgischen Schwangerschaftsabbruch
durchführen liessen. Den medikamentösen Abbruch führen wir bis zu einem Gestationsalter
von 49 Tagen mit Mifepriston und Misoprostol durch, bis zur 12+0 SSW kann der Abbruch
mittels Vacuumcürettage erfolgen. Die Auswertung der Daten erfolgt mittels deskriptiver
Statistik.
Ergebnisse: Von insgesamt 422 Schwangerschaftsabbrüchen führten wir 183 (43,6%) mit einer Absaugcürettage
und 238 (56,4%) mit Medikamenten durch. Das durchschnittliche Alter der Patientinnen
war 32,7 Jahre mit einem Minimum von 16 und einem Maximum von 50 Jahren. 4,8% waren
jünger als 20 Jahre, 41,4% zwischen 20 und 30 Jahren, 41,1% zwischen 30 und 40 Jahren
und 12,6% älter als 40 Jahre. Von insgesamt 248 (58,8%) Fällen wissen wir die vorgesehene
Kontrazeptionsmethode, bei den restlichen 174 Patientinnen (41,2%) war es nicht definitiv
dokumentiert. Auffällig ist dass wir doppelt so häufig über die vorgesehene Methode
wissen bei den Frauen, die eine Absaugcürettage erhielten verglichen mit den Frauen,
die einen medikamentösen Abbruch erhielten. Das liegt einerseits daran, dass viele
Frauen zum Abbruch zugewiesen werden und die Wahl der Kontrazeption mit ihrer betreuenden
Gynäkologin besprechen möchten. Andererseits aber auch an dem weniger klaren Endpunkt
des medikamentösen Vorgehens. Im Fall einer Absaugcürettage wurde doppelt so häufig
(40,4%) eine Spirale (zur Hälfte Kupfer und Levonorgestrelhaltige IUDs) gewählt als
nach einem Schwangerschaftsabbruch mittels Mifegyne/Misoprostol (20%). Die am häufigsten
angewandte Methode nach einem medikamentösen Abbruch war eine kombinierte Pille (56,7%).
Ein reines Gestagenpräparat (Minipille, Implantat oder DP) war für 21,6% nach medikamentösen
und für 11,9% nach chirurgischem Abbruch die Methode der Wahl.
Schlussfolgerung: Nach Auswertung unserer retrospektiven Daten ist der unmittelbare Beginn einer kontrazeptiven
Methode besser gewährleistet nach einem operativ vorgenommenen Schwangerschaftsabbruch
als nach einem medikamentösen Abbruch. Das könnte einen Einfluss haben auf das Risiko
wiederholter ungewünschter Schwangerschaften und erfordert spezielle Anforderungen
an die Beratung und Begleitung bei einem medikamentös durchgeführten Abbruch.