Zentralbl Gynakol 2005; 127 - 10
DOI: 10.1055/s-2005-862466

Umgang mit Trauer in der Gynäkologie

C König 1
  • 1Frauenarztpraxis Bremen Findorff

Einleitung: In der gynäkologischen Praxis begegnen uns Patientinnen, die den Verlust eines Menschen, Fehl- oder Todgeburt, Sterilität, ein krankes Kind, körperliche Krankheit oder nicht erfüllte Lebensziele betrauern. Oft erfahren sie Unverständnis; ÄrztInnen fühlen sich hilflos, denn die medizinische Ausbildung lehrt Umgang mit Trauernden nicht. Wie kann eine psychosomatische Begleitung aussehen?

Methode: In Workshops mit Ärzt/inn/en werden eigene Trauererfahrungen und deren Übertragung auf Patientinnen reflektiert und Modelle für die Praxis zum Umgang mit Trauer entwickelt. Nutzung persönlicher Ressourcen beim Umgang mit eigener Trauer (Selbsterfahrung). Beleben von Ressourcen der Patientinnen für einen heilsamen Trauerprozess (Anleitung zur Hilfe zur Selbsthilfe).

Ergebnisse: Vorstellung von Erfahrungsberichten sowie der Ergebnisse von Evaluationen der Workshops durch die Teilnehmer/innen. Die Befunde zeigen, dass die Teilnehmer/innen sich nach dem Workshop durch Konfrontation mit Trauer in der Sprechstunde weniger belastet fühlen und ihre Patientinnen subjektiv kompetenter in Trauersituationen begleiten können. Die Patientinnen werden seltener psychosomatisch krank.

Schlussfolgerung: Eine unterstützende und kreative Trauerbegleitung ist in der gynäkologischen Praxis möglich und wichtig. Sie schützt ÄrztIinnen vor Burnout und Patientinnen vor möglichen Folgeerkrankungen wie z.B. Depressionen und psychosomatischen Störungen. Zudem können die Erkenntnisse zu Einsparungen im Gesundheitssystem führen, da durch Trauer ausgelöste Depressionen ursächlich gelöst werden.