Einleitung: Das Projekt „Wissenschaftliche Begleitung der Modellprojekte ‘Psychosoziale Beratung
vor, während und nach Pränataldiagnostik’ an den Standorten Bonn, Düsseldorf und Essen“
begann am 01.01.2003. In dieser Studie werden Patientinnen katamnestisch untersucht,
die im Rahmen der Pränataldiagnostik eine psychosoziale Beratung in Anspruch genommen
haben. Bis zum 30.09.2004 konnten 347 Frauen bzw. Paare in die Studie aufgenommen
werden. Bei 69,1% wurde ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt, bei 7% eine Mehrlingsreduktion.
23,9% entschieden sich trotz fetaler Fehlbildungen zum Austragen des Kindes.
Methodik: Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung werden z.B. das psychische Befinden der
betroffenen Frauen zum Zeitpunkt des Erstgesprächs sowie die Entwicklung im Verlauf,
die Langzeitauswirkungen der Beratung und insbesondere die Verarbeitung des Erlebten
erfasst. Erhebungszeitpunkte sind neben der Rückmeldung durch die Betroffenen zeitnah
nach der Beratung erneute Befragungen 6–8 Wochen nach dem Erstgespräch, nach 6 Monaten,
nach 1 Jahr sowie nach 2 Jahren.
Ergebnisse: Deutlich wurde die Schocksituation i.S. einer Akuten Belastungsreaktion, unter der
die Frauen nach Mitteilung einer pränatalen Diagnose stehen. Als für sich wichtig
in der Beratung wurden von mehr als der Hälfte der Betroffenen Aspekte genannt wie
„Neutraler Platz“ (51,3%) und „Persönliches Verständnis“ (53.9%). Von großer Bedeutung
war für viele auch die Besprechung der Gestaltung des Abschieds vom Kind (60%). Bezüglich
der Einflussfaktoren auf die Befindlichkeit zeigte die Beobachtung im Verlauf die
besondere Bedeutung von sozialer Unterstützung, insbesondere der Unterstützung durch
den Partner (81,9%) und der Familie (75,4%). Dargestellt werden weiterhin die Ergebnisse
z.B. zu Aspekten wie Zufriedenheit der Betroffenen mit der Beratung, Veränderungen
der Befindlichkeit, zur Frage, ob die Beratung einen Einfluss auf die Entscheidung
hatte, sowie Einstellung zur Entscheidung im Verlauf.
Zusammenfassung: Die bisherigen Befunde der katamnestischen Untersuchung zeigen, wie hilfreich die
betroffenen Frauen und ihre Partner die Beratung einschätzen. Es besteht kein Zweifel
daran, dass eine psychosoziale Beratung zur „Routinebehandlung“ in der Pränataldiagnostik
gehören sollte, sobald ein pathologischer Befund diagnostiziert wird.