Zentralbl Gynakol 2005; 127 - 5
DOI: 10.1055/s-2005-862461

Psychosoziale Beratung bei Pränataldiagnostik – Aus Sicht der Patientinnen

R Dievernich 1, A Dorn 1, C Woopen 2, A Rohde 1
  • 1Gynäkologische Psychosomatik, Universitätsfrauenklinik Bonn
  • 2Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universitätsklinikum Köln

Einleitung: Das Projekt „Wissenschaftliche Begleitung der Modellprojekte ‘Psychosoziale Beratung vor, während und nach Pränataldiagnostik’ an den Standorten Bonn, Düsseldorf und Essen“ begann am 01.01.2003. In dieser Studie werden Patientinnen katamnestisch untersucht, die im Rahmen der Pränataldiagnostik eine psychosoziale Beratung in Anspruch genommen haben. Bis zum 30.09.2004 konnten 347 Frauen bzw. Paare in die Studie aufgenommen werden. Bei 69,1% wurde ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt, bei 7% eine Mehrlingsreduktion. 23,9% entschieden sich trotz fetaler Fehlbildungen zum Austragen des Kindes.

Methodik: Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung werden z.B. das psychische Befinden der betroffenen Frauen zum Zeitpunkt des Erstgesprächs sowie die Entwicklung im Verlauf, die Langzeitauswirkungen der Beratung und insbesondere die Verarbeitung des Erlebten erfasst. Erhebungszeitpunkte sind neben der Rückmeldung durch die Betroffenen zeitnah nach der Beratung erneute Befragungen 6–8 Wochen nach dem Erstgespräch, nach 6 Monaten, nach 1 Jahr sowie nach 2 Jahren.

Ergebnisse: Deutlich wurde die Schocksituation i.S. einer Akuten Belastungsreaktion, unter der die Frauen nach Mitteilung einer pränatalen Diagnose stehen. Als für sich wichtig in der Beratung wurden von mehr als der Hälfte der Betroffenen Aspekte genannt wie „Neutraler Platz“ (51,3%) und „Persönliches Verständnis“ (53.9%). Von großer Bedeutung war für viele auch die Besprechung der Gestaltung des Abschieds vom Kind (60%). Bezüglich der Einflussfaktoren auf die Befindlichkeit zeigte die Beobachtung im Verlauf die besondere Bedeutung von sozialer Unterstützung, insbesondere der Unterstützung durch den Partner (81,9%) und der Familie (75,4%). Dargestellt werden weiterhin die Ergebnisse z.B. zu Aspekten wie Zufriedenheit der Betroffenen mit der Beratung, Veränderungen der Befindlichkeit, zur Frage, ob die Beratung einen Einfluss auf die Entscheidung hatte, sowie Einstellung zur Entscheidung im Verlauf.

Zusammenfassung: Die bisherigen Befunde der katamnestischen Untersuchung zeigen, wie hilfreich die betroffenen Frauen und ihre Partner die Beratung einschätzen. Es besteht kein Zweifel daran, dass eine psychosoziale Beratung zur „Routinebehandlung“ in der Pränataldiagnostik gehören sollte, sobald ein pathologischer Befund diagnostiziert wird.