Z Gastroenterol 2005; 43 - 5_12
DOI: 10.1055/s-2005-862323

Antibiotika-resistente Besiedlung von Gallenwegen mit pathogenen Bakterien bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis (PSC) und dominanten Stenosen

J Pohl 1, A Ring 2, W Stremmel 1, A Stiehl 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg
  • 2Universitätsklinik Heidelberg, Medizinische Klinik und Poliklinik, Innere Medizin IV, Heidelberg

Hintergrund:

Die Pathogenese der entzündlichen Läsionen bei primär sklerosierender Cholangitis (PSC) ist weitgehend ungeklärt. Möglicherweise spielt eine bakterielle Besiedlung der Gallenwege eine wichtige Rolle bei der Progression der Erkrankung. Wir untersuchten in einer prospektiven Studie Gallenproben von Patienten mit PSC auf bakterielle Isolate und Leukozytenzahl und überprüften den Effekt einer antibiotischen Behandlung mit Ciprofloxacin.

Patienten und Methoden:

Gallenproben wurden mittels ERC direkt nach Kanülierung des Gallengangs entnommen und zur Beimpfung von Kulturmedien, bzw. Leukozytenzählung verwendet. Es wurden 41 Patienten mit PSC (davon 35 mit dominanten Stenosen) untersucht, sowie 20 Kontrollpatienten mit normalem Cholangiogramm. Gemäß den gültigen Empfehlungen erhielten Teilnehmer mit PSC nach der ERC eine prophylaktische Antibiose (Ciprofloxacin und Metronidazol intravenös an Tag 1 und Ciprofloxacin oral an Tag 2–7).

Ergebnisse:

Bei 20 Patienten mit PSC (48,8%) und bei 5 der Kontrollpatienten (20,0%) ließen sich bakterielle Isolate nachweisen. Die Anzahl positiver Kulturen für alpha-hämolytische Streptokokken und Koagulase-negative Staphylokokken unterschied sich nicht signifikant (20,0% der Kontrollen vs. 14,6% der PSC-Patienten) und war im Vergleich mit bakterienfreien Gallen von Kontrollen nicht mit erhöhten Leukozytenzahlen in der Galle vergesellschaftet. Alle anderen nachgewiesenen Bakterien (E. coli, Klebsiellen, Pseudomonaden und Enterokokken) wurden ausschließlich von Patienten mit PSC und dominanten Stenosen isoliert (bei 15 von 35 (42,8%)) und waren mit einer signifikant erhöhten Leukozytenzahl in der Galle und des Serum-CRP assoziiert. Gallenproben bei wiederholten ERCrsquor;s zeigten dabei identische bakterielle Isolate in dem jeweiligen Individuum. In keinem Fall kam es durch Antibiotikagabe zu einer Eradikation des Erregers.

Schlussfolgerung:

Dominante Stenosen der Gallenwege prädisponieren zu einer Besiedlung mit pathogenen Bakterien, die wahrscheinlich einer subklinischen bakteriellen Cholangitis entspricht. Die Therapie mit Gyrasehemmern führt nicht zu einer Eradikation der Keime.