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DOI: 10.1055/s-2005-862319
Prävalenz sonographisch nachweisbarer Raumforderungen in einer unselektierten städtischen Bevölkerung
Einleitung: Durch unklare sonographische Befunde der Leber werden häufig eine Vielzahl, oft überflüssiger, weiterer bildgebender Untersuchungen indiziert. Zur Prävalenz sonographisch nachweisbarer fokaler Leberläsionen liegen derzeit wenige Angaben vor. Ziel unserer prospektiven Untersuchung war es, die Prävalenz sonographisch nachweisbarer fokaler Leberläsionen für eine unselektierte städtische Population zu ermitteln.
Methode: Im Rahmen der EMIL-Studie (Echinokokkus multilocularis in Leutkirch) wurden 2124 (Personen-Durchschnittsalter 38,4±12,7 Jahre; 1151 Frauen, 973 Männer) prospektiv sonographisch untersucht. Alle Probanden erhielten eine Sonographie der Leber. Alle fokalen Läsionen wurden dokumentiert, typische sonographische Befunde wurden nicht weiter abgeklärt. Unklare Befunde wurden zunächst durch einen erfahrenen Supervisor nachuntersucht, bei weiter bestehender Unklarheit wurde entweder eine CT oder MRT-Untersuchung der Leber veranlasst. Alle Untersuchungen wurden nach einer Mindestnüchternperiode von 4 Stunden mit Ultraschallgeräten von Philips (HDI 5000) durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt konnte bei 18,1% (n=385) aller Probanden umschriebene Raumforderungen der Leber nachgewiesen werden. Hämangiome konnten mit 5,3%, dysontogenetische einfache Leberzysten bei 3,6%, unklare Raumforderungen bei 0,5% und Verkalkungen bei 0,2% der Probanden nachgewiesen werden. Eine typische inhomogene Verfettung war in 8,3% der Fälle nachweisbar. Die Aufarbeitung der unklaren Raumforderungen ergab in 2 Fällen ein Adenom, in 4 Fällen atypische Hämangiome, sowie zwei Befunde die trotz Punktion nicht weiter geklärt werden konnten. Die sonographische Verdachtsdiagnosen wurden allen Fällen durch CT und MRT bestätigt. Für die nachgewiesenen Verkalkungsstrukturen ergab sich in keinem Fall ein Hinweis für eine alveoläre Echinokokkose. Schon bekannte maligne Raumforderungen fanden sich bei einem Fall in Form von Metastasen bei bekanntem Colon-Ca.
Schlussfolgerung: Benigne fokale Leberläsionen konnten bei einem sechstel der Bevölkerung nachgewiesen werden. Unter Einbeziehung der inhomogenen Verfettung sogar bei einem fünftel der Probanden. Hämangiome stellen mit ca. 5% die häufigsten fokalen Leberläsionen dar. Adenom und FNH sind selten. Bei neu entdeckten Raumforderungen der Leber ohne Klinik sollte zunächst an eine benigne Raumforderung gedacht werden und die weitere Abklärung gegebenenfalls durch eine ultraschallgezielte Feinnadelpunktion erfolgen.