Z Gastroenterol 2005; 43 - 3_38
DOI: 10.1055/s-2005-862275

MRSA- Kolonisation – Ein Risikofaktor für die Lebertransplantation

G Woeste 1, C Zapletal 1, C Wullstein 1, M Golling 1, WO Bechstein 1
  • 1Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main, Frankfurt/Main

Einleitung: Septische Komplikationen sind ein gefürchtetes Risiko nach Transplantation. Besonders riskant sind Besiedelungen mit multiresistenten Keimen. In dieser retrospektiven Analyse wurde die Bedeutung von Methicillin-resistenten Staphylokokken (MRSA) nach orthotoper Lebertransplantation (OLT) untersucht.

Material und Methoden: In der Zeit von 8/02 bis 8/04 wurden an unserer Klinik 59 primäre OLT von Leichenspendern bei Erwachsenen durchgeführt. Die Basisimmunsuppression bestand aus Tacrolimus und Steroiden, 24 Patienten erhielten zusätzlich Mycophenolatmofetil. Die Induktionstherapie bestand neben Methylprednisolon bei 45 aus Daclizumab, bei 13 Patienten wurde Thymoglobulin verwendet. Zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe wurde Cefotaxim, Metronidazol und Tobramycin für 2 Tage verabreicht. Zusätzlich erfolgte eine Langzeitinfektprophylaxe mit topischem Amphotericin B, Cotrimoxazol und Ganciclovir bzw. Aciclovir in Abhängigkeit der CMV-Konstellation.

Ergebnisse: Bei 12/59 (16,9%) der Patienten fiel in den Routineabstrichen eine Besiedelung mit MRSA auf. Die MRSA(+)-Patienten wiesen eine Leberzirrhose im Stadium CHILD B (n=4) bzw. CHILD C (n=7) auf. In einem Fall erfolgte die Transplantation als high urgency OLT. Die Verteilung war den MRSA(-)-Patienten vergleichbar. Sechs der 12 Patienten (50%) erhielten eine Antibiotikatherapie, 4 Patienten mit septischem Krankheitsbild, ein Patient bei MRSA-Nachweis in der Drainage und ein Patient bei Sepsis mit Nachweis von Aspergillen. Ein Vergleich des Auftretens septischer Komplikationen bei MRSA(-)- oder MRSA(+)-Patienten ergab keinen signifikanten Unterschied für Harnwegs-, (0/12 vs. 4/47, p=0,73), CMV-(0/12 vs. 1/47, p=0,449) oder Pilzinfekte (1/12 vs. 5/47, p=0,748). Im Gesamtkollektiv verstarben 7/59 (11,9%) Patienten verstorben, 3/12 (25%) MRSA(+) und 4/47 (8,5%) MRSA(-) (p=0,141).

Zusammenfassung: Wenngleich die Morbidität und Infektionsneigung nach OLT bei MRSA(+)-Patienten in unserem Kollektiv nicht gesteigert ist, erscheint die Krankenhausletalität doch deutlich- obgleich nicht signifikant- erhöht.