Z Gastroenterol 2005; 43 - 3_28
DOI: 10.1055/s-2005-862265

Leberschädigung nach Radiofrequenzablation mit verschiedenen Perfusionsstrategien

M Schenk 1, J Trübenbach 2, J Brieger 3, S Kröber 4, D Schmidt 2, I Schäfer 3, A Königsrainer 1, PL Pereira 2
  • 1Univ. Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen
  • 2Univ-Klinikum Tübingen, Abteilung für Radiologie, Tübingen
  • 3Privat,
  • 4Univ.-Klinikum Tübingen, Pathologisches Institut, Tübingen

Hintergrund: Bei der Therapie von Tumoren der Leber ist die Effizienz der lokalen Applikation von Radiofrequenz-(RF-)Ablation ohne die Thermodiffusion durch den Blutfluss am größten. Unter Anwendung von drei verschiedenen RF-Systemen wurden verschiedene Okklusionsstrategien hinsichtlich ihrer Effizienz und ihrer Leberschädigung ein einem Schweine-Modell in-vivo untersucht.

Material und Methoden: In der Leber von 16 Schweinen (25–34kg) wurden offene Radiofrequenzablation (2 bzw. 3 Läsionen pro Leber) durchgeführt. Alle drei kommerziell erhältlichen RF-Systeme (Radionics 250W, Radiotherapeutics 200W und Berchthold 60W) wurden nach Herstellerangaben betrieben. Die Tiere wurden einer Gruppe mit arterieller Okklusion (n=3), portalvenöser Okklusion (n=3), kombinierter Okklusion (Pringle Maneuver, n=4) oder einer Gruppe mit nativer Perfusion (n=6) zugeteilt. Die Laborparameter des klinischen Labors wurden aus Proben unmittelbar vor RF-Ablation, 10 min. nach jeder Applikation, sowie 20, 60 und 120 min. nach der letzten Ablation bestimmt. Zur Volumenbestimmung der Nekrose wurden die Lebern entnommen, konserviert, eingebettet und zur in 3mm-dicke Scheiben geschnitten. Diese wurden dann photographisch erfasst und zur Volumenbestimmung digital re-modelliert.

Ergebnisse: Das mittlere Volumen der Läsionen lag zwischen 23±6 cm3 und 59±13 cm3 bei RF-Ablationen in Kombination mit Gefäßokklusion. Im Vergleich hierzu lag es bei 23±11 cm3 in der Gruppe mit nativer Perfusion (p<0,05 portalvenöse Okklusion und Pringle Maneuver gegen native Perfusion). Die gesamte systemisch gemessene Aktivität der AST stieg in der folgenden Reihe an: native Perfusion, arterielle Okklusion, Pringle Maneuver und portalvenöse Okklusion. Wurde die Leberschädigung auf das Ablationsvolumen bezogen, so ergab sich 2,9±1,6 U/[l*cm3] für die native Perfusion, 1,3±1,3 U/[l*cm3] für die arterielle Okklusion, 1,3±1,1 U/[l*cm3] für die portalvenöse Okklusion und 1,1±1,2 U/[l*cm3] für das Pringle Maneuver (p<0,05 für alle Okklusionsstrategien gegenüber der nativen Perfusion).

Schlussfolgerung: Die Okklusion der Portalvene entweder einzeln oder in Kombination mit der Okklusion der Leberarterie resultiert in einer substantiellen Steigerung des Ablationsvolumens. Der Anstieg des Ausmaßes des Leberschadens ist hierzu nicht proportional und führt so zu einem Rückgang des volumenbezogenen Schadens. Klinisch ist daher auf der Basis dieser Daten zu einer Okklusion der Portalvene zu raten.