Z Gastroenterol 2005; 43 - 3_26
DOI: 10.1055/s-2005-862263

Enterale vs. Parenterale Ernährung nach Leberteilresektionen. Ein systematisches Review

B Richter 1, TC Schmandra 1, M Golling 1, WO Bechstein 1
  • 1Chirurgische Klinik, Abt. für Allgemein- und Gefäßchirurgie, Frankfurt

Fragestellung: Das Postaggressionssyndrom ist durch die katabole Stoffwechselfixation gekennzeichnet. In Folge kann es zur gesteigerten Rate an Komplikationen wie Infektionen und Multiorganversagen kommen. Bei bereits präoperativ eingeschränkter Leberfunktion besteht vor Leberteilresektion Unklarheit über die Relevanz einer frühen enteralen Ernährung. Ziel dieses systematischen Reviews ist die Literaturzusammenstellung zur Auswirkung der frühen enteralen Ernährung auf die postoperative Rekonvaleszenz.

Patienten und Methoden: In einer Medline-Literaturrecherche (Zeitraum 1960–08/2004, Suchbegriffe: „parenteral nutrition, liver resection, Randomisiert kontrollierte Studien“) wurden insgesamt fünf Studien gefunden, die den Einfluss der Ernährungsform nach Leberteilresektion untersuchen. Zielgrößen waren Komplikationsrate (Infektionen, Organversagen), Mortalität und zelluläre Immunfunktion. Zum Teil wurden standardisierte anthropometrische Meßdaten (Handgriffstärke, Hautdicke über M. triceps brachii, Oberarmumfang) erhoben. Nach Prüfung der Validität wurde im Anschluss ein systematisches Review erstellt (OR: Odds ratio, CI: 95% Konfidenzintervall, p=Signifkanzniveau). Ausgewertet wurde die gesamte und verfahrensspezifische Komplikationsrate, die Infektionsinzidienz sowie die Mortalität. Das Ausmaß der Leberteilresektionen konnte aufgrund fehlender Angaben in den Studien nicht in die Auswertung einfließen.

Ergebnis: Hinsichtlich der Komplikationsrate zeigte sich eine OR von 1,09 [0,59–2,03, p=0,78], wobei eine OR <1 den Effekt der enteralen Ernährung anzeigt. Bezüglich der Infektionen ergab sich eine OR von 1,2 [0,61–2,38, p=0,59], bei den katheterassoziierten Komplikationen eine OR von 0,2 [0,06–0,66, p=0,009], bei der Mortalität eine OR von 1,1 [0,41–2,89, p=0,85].

Somit ergab sich bei den katheterassoziierten Komplikationen ein signifikanter Vorteil für die enterale Ernährung. Bezüglich der restlichen Parameter fand sich im Rahmen des Reviews kein signifikanter Unterschied.

Schlussfolgerung: Der frühe enterale Kostaufbau nach Leberteilresektionen scheint im Vergleich zur parenteralen Ernährung nicht in einem erhöhten Risiko bezüglich postoperativer Infektionen zu resultieren. Vor dem Hintergrund der Inhomogenität der Studien hinsichtlich Ernährungsschemata und der Auswahl der Zielparameter sind weitere randomisiert kontrollierte Studien zu fordern.