Z Orthop Ihre Grenzgeb 2004; 142(6): 648-649
DOI: 10.1055/s-2005-862207
Orthopädie aktuell
Aktuelle Meldungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Minimal invasive Endoprothetik an der Hüfte: Kein Muskel wird durchtrennt

Further Information

Publication History

Publication Date:
26 January 2005 (online)

 

Minimal invasive Verfahren halten auch in der Hüftendoprothetik Einzug. Auf dem Deutschen Orthopädenkongress 2004 in Berlin stellten Experten die beiden derzeit favorisierten Zugänge vor: Die Two-incisions-Technik und den in München entwickelten OCM-Zugang, der mit einem einzigen kurzen Hautschnitt auskommt.

Mit minimal invasiver Operationstechnik lassen sich Hüftendoprothesen implantieren, ohne einen Muskel zu durchtrennen. Pluspunkte dieses Vorgehens liegen in der schnelleren Rekonvaleszenz, geringerem postoperativen Schmerz, kürzerer Rehabilitationszeit und dadurch verringerten Kosten sowie im kosmetischen Vorteil der kleineren Narbe.

Bei der Two-incisions-Technik wird über einen anterior gelegenen, 4 bis 5 cm langen Hautschnitt zunächst die Kapsel eröffnet. Über diesen Zugang werden Femurkopf und -hals in Stücken entfernt, das Pfannenbett gefräst und die neue Schraubpfanne eingesetzt. Anschließend erfolgt eine zweite, 2 bis 3 cm kurze Inzision am lateralen Femur, über die der Schaft gefräst und eingesetzt wird. Zuletzt schraubt der Operateur den Hüftkopf über den anterioren Zugang auf. Dr. Richard Berger, Chicago, berichtete, dass sich mit dieser Technik viele zementlose Endoprothesensysteme einbringen lassen[1]. "Die Operation umfasst zwar mehr Schritte, aber die einzelnen Schritte sind nicht kompliziert", ermutigte er potenzielle Interessenten unter den Zuhörern. Die Rekonvaleszenz nach diesem Vorgehen erfolgt so rasch, dass der Klinikaufenthalt extrem verkürzt werden kann: Berger führt den Eingriff ambulant durch, mobilisiert nach wenigen Stunden und entlässt die Patienten am selben Abend nach Hause.

Mit etwas längerem Klinikaufenthalt, aber über nur einen einzigen 6-8 cm langen Hautschnitt setzt Dr. Heinz Röttinger, Orthopädische Chirurgie München (OCM), sowohl zementierte als auch zementfreie Hüftendoprothesen ein. Er operiert in Seitenlage des Patienten über einen anterolateralen, ebenfalls intermuskulären Zugang, den er selbst entwickelt hat und der inzwischen als "OCM-Zugang" bezeichnet wird. Über 500 Patienten hat Röttinger mit verschiedenen Prothesenmodellen auf diesem Wege versorgt. "Seit August 2003 operiere ich alle Hüftendoprothesen über den neuen Zugang, inklusive der Revisionen", sagte Röttinger.

Beide Referenten wiesen darauf hin, dass bei der Einführung minimal invasiven Vorgehens mit längeren Lernkurven zu rechnen ist, die sich vor allem bei der Operationsdauer bemerkbar machen. Ob die langfristigen Ergebnisse minimal invasiv eingesetzter Endoprothesen mit denen bei konventionellem Vorgehen mithalten können wird die Zukunft zeigen - schließlich ist die Sicht für den Operateur eingeschränkt, was die korrekte Platzierung der Implantatkomponenten erschwert. Erst die Langzeitdaten entscheiden darüber, ob sich minimal invasives Implantieren von Prothesen durchsetzen wird.

05 Expertenrunde XVI beim Deutschen Orthopädenkongress im Oktober 2004 in Berlin, unterstützt von der Certerpulse Germany GmbH, Freiburg

    >