intensiv 2006; 14(1): 38-39
DOI: 10.1055/s-2005-858774
Abstract

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Intermittierende Katheterisierung versus Dauerkatheterisierung bei älteren Patienten mit Hüftfrakturen

Hardy-Thorsten Panknin1
  • 1Berlin
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Publication Date:
18 January 2006 (online)

Bei Sturztraumata älterer Patienten kommt es häufig zu Hüftgelenksfrakturen, die heute in der Regel primär operativ versorgt werden. Bei etwa der Hälfte dieser Patienten kommt es vor der OP oder in den folgenden Tagen zu Harnverhaltungen oder anderen Störungen bei der Miktion, sodass häufig ein Harnwegskatheter gelegt wird. In früheren Studien wurde bereits untersucht, ob eine kurzzeitige Harnblasenkatheterisierung bei diesen Patienten zu einer erhöhten Inzidenz von Harnwegsinfektionen führt. Hierbei zeigte sich, dass eine Katheterliegedauer von ≤ 24 Stunden kein nennenswert erhöhtes Infektionsrisiko beinhaltet, während Katheterliegezeiten von ≥ 48 Stunden häufig zu Infektionen führen. Untersucht wurden bisher lediglich Patienten mit dauerhaft liegenden Blasenkathetern.

In der vorliegenden Studie, die in der orthopädischen Abteilung eines schwedischen Akutkrankenhauses durchgeführt wurde, untersuchten die Autoren, ob eine intermittierende Einmalkatheterisierung ein weniger hohes Infektionsrisiko beinhaltet als eine Dauerkatheterisierung.

Ausgangspunkt für die Studie waren Beobachtungen des Pflegepersonals, die zeigten, dass operierte Patienten im Durchschnitt 3 - 5 Tage katheterisiert blieben und die hier auftretende Infektionsrate unakzeptabel hoch war.

Im Rahmen eines Projektes zur Verbesserung der Pflegequalität setzten sich die Pflegekräfte daher folgende Ziele:

die Häufigkeit postoperativer, Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen bei Patienten nach Hüftfraktur exakt zu erfassen, bei Harnentleerungsstörungen, wenn möglich, Einmalkatheterisierungen vorzunehmen und die Krankenhausverweildauer bei Patienten mit und ohne Harnwegsinfektion zu dokumentieren.

Die Studie wurde über einen Zeitraum von 2,5 Jahren auf der orthopädischen Station des Zentralkrankenhauses von Karlstadt, einer mittelgroßen Stadt in Schweden, durchgeführt. In diesem Zeitraum konnten 144 Patienten mit traumatischer Hüftfraktur in die Studie aufgenommen werden. Ausgeschlossen wurden Patienten, die unter laufender Antibiotikatherapie standen oder die bereits mit einem liegenden Blasendauerkatheter aufgenommen wurden.

Die Aufnahme aus einem Altenheim oder Pflegeheim war dagegen kein Ausschlussgrund.

Das Durchschnittsalter der gesamten Studiengruppe betrug 84 Jahre (Standardabweichung ± 10,17 Jahre). Von den 144 Patienten waren 105 (73 %) Frauen, 28 (19 %) litten an einem Diabetes mellitus. Alle Patienten wurden innerhalb von 24 Stunden nach der Aufnahme operiert. Eine Harnkultur wurde vor der ersten sowie eine Woche nach der letzten intermittierenden Katheterisierung bzw. vor dem Legen und eine Woche nach der Entfernung eines Dauerkatheters abgenommen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass bereits in der ersten Harnkultur 38 % der Patienten (n = 55) eine signifikante Bakteriurie (≥ 105 Keime pro ml) aufwiesen (Tab. [1]).

Tab. 1 Anzahl der Patienten mit und ohne Harnwegsinfektion in Bezug zu Alter, Geschlecht und Vorliegen eines Diabetes mellitus Variable Harnwegsinfektion bei Aufnahme (n = 55) keine Harnwegsinfektion bei Aufnahme (n = 89) p-Wert Geschlecht männlich 4 ( 7,3 %) 35 (39,3 %) weiblich 51 (92,7 %) 54 (60,7 %) Alter (Jahre) Mittelwert ± Standardabweichung 83 ± 10,1 84 ± 10,2 0,097 Diabetes mellitus 10 (18 %) 18 (20 %)

Das Flussdiagramm zeigt, dass von den 89 Patienten, die zum Zeitpunkt der Aufnahme keine Harnwegsinfektion hatten, 71 % mit einer intermittierenden Harnwegskatheterisierung behandelt wurden, während 29 % entgegen der vorgegebenen Empfehlung einen Dauerkatheter erhielten (Abb. [1]).

Abb. 1 Flussdiagramm zum Studienablauf.

Gründe für dieses Abweichen vom Pflegekonzept waren leider in den Akten nicht dokumentiert. Die Rate der beobachteten Harnwegsinfektionen war in der Gruppe der Patienten mit lange liegendem Verweilkatheter erhöht, wobei allerdings die geringen Fallzahlen keine statistische Auswertung erlaubten, zudem fehlten acht Akten in der Gruppe der dauerkatheterisierten Patienten (Abb. [1]). Die Analyse der Krankenhausverweildauer ergab eine signifikant längere Liegedauer der Patienten mit Harnwegsinfektion (Tab. [2]).

Tab. 2 Liegedauer in den Untergruppen Patientengruppe Liegedauer im Krankenhaus (Tage)* * Patienten mit Harnwegskatheter bei Aufnahme (n = 55) 18,0 (12,0) Patienten mit Dauerkatheter, ohne Harnwegsinfektion (n = 7) 14,0 (8,2) Patienten mit Dauerkatheter, mit Harnwegsinfektion (n = 11) 16,5 (10,3) Patienten mit intermittierender Katheterisierung, mit Harnwegsinfekt (n = 20) 18,9 (13,8) Patienten mit intermittierender Katheterisierung, ohne Harnwegsinfekt (n = 43) 13,2 (6,1) * Angegeben ist der Mittelwert mit der Standardabweichung in Klammern. Vergleich von Patienten mit versus Patienten ohne Harnwegsinfektion: p < 0,05 (= signifikant).

Literatur

  • 1 Johansson I. et al . Intermittent versus indwelling catheters for older patients with hip fractures.  J Clin Nurs. 2002;  651-665
  • 2 Galloway A. Prevention of urinary tract infection in patients with spinal cord injury - a microbiological review.  Spinal Cord. 1997;  198-204

Hardy-Thorsten Panknin

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