Aktuelle Rheumatologie 2005; 30(5): 283
DOI: 10.1055/s-2005-858699
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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St Rehart1
  • 1Abt. f. Rheumaorthopädie, Orthopädische Universitätsklinik, Frankfurt a. M.
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Publication Date:
27 October 2005 (online)

Patienten des rheumatischen Formenkreises bedürfen in ihrer Therapie eines Teams aus den verschiedensten Fachgruppen. Die Säulen der Behandlung bestehen dabei in der orthopädischen und der internistischen rheumatologischen Betreuung. Bei den einzelnen Erkrankungen wechseln meist Zeiten relativer Ruhe mit Phasen hoher Krankheitsaktivität ab. Im Verlauf der Zeit ist es durch frühere Diagnosestellung sowie zügigen Einsatz der medikamentösen Therapie und deren Neuerungen gelungen, die Grunderkrankungen vielfach zu dämpfen und den Patienten lange Zeit eine qualitativ zufrieden stellende Situation zu erhalten. Dennoch kommt es praktisch bei allen Erkrankten mit der Zeit zu stadienhaft verlaufenden Einschränkungen der unterschiedlichen Regionen des muskulo-skelettalen Systems. Somit entsteht der Bedarf an operativen Interventionen, die in den Frühstadien einen präventiven Charakter aufweisen und das Ziel verfolgen, schnelle Destruktionen zu verhindern und Funktionen möglichst lange zu erhalten. Rekonstruktiv sind die Verfahren der Endoprothetik und der Arthrodesen bzw. der Spätsynovektomien oder der Resektions-Interpositionsarthroplastiken in fortgeschrittenen Stadien ein Segen für Patienten, die verlorene Funktionen wiedergewinnen, Mobilität zurückerhalten oder eine weitgehende Schmerzreduktion erleben. Dabei haben die Fortschritte der orthopädisch-rheumatologischen Operationsverfahren, z. B. in Form von minimalinvasiven Techniken, dazu beigetragen, Eingriffe in positiver Form „salonfähig” zu machen, indem der Gewinn in einem vernünftigen Verhältnis zu dem objektiven und subjektiven Aufwand steht. Für das Behandlungsteam aus orthopädischem und internistischem Rheumatologen gilt, gemeinsam mit dem Patienten zum bestgeeigneten Zeitpunkt operative Interventionen zu planen, die bei niedrigstmöglichem Aufwand prognostisch hohe Erfolgsraten in Aussicht stellen. Im vorliegenden Heft haben wir einen Schwerpunkt auf Besonderheiten orthopädischer Therapie von Patienten des rheumatischen Formenkreises gelegt. Neben für die Prognose bedeutsamen histologischen Verfahren werden wichtige Details der Narkoseführung bei dieser sehr speziellen Patientengruppe besprochen sowie der aktuelle Stand der Radio- im Verhältnis zu den Chemosynoviorthesen beleuchtet. Die Differenz rheumaorthopädischer zu degenerativer Fußchirurgie steht ebenso im Fokus wie minimalinvasive Verfahren der Endoprothetik am rheumatischen Knie. Zuletzt möchten wir einen Algorhythmus perioperativen Managements des orthopädischen Rheumatologen vorstellen, der die Vielfalt der zu beachtenden Besonderheiten bei chirurgischen Interventionen würdigt. So, wie es einem ganzen Team obliegt, die Behandlung von „Rheuma”-Patienten kooperativ und integrativ zu betreiben, ist es Aufgabe der orthopädischen Rheumatologie, auf operativem Gebiet zu betonen, dass eine alleinige fachliche Spezialisierung auf die Behandlung singulärer Gelenke bei diesen Patienten eindeutig zu kurz greift. Erfahrung mit den chronischen Systemerkrankungen und ein ganzheitliches Behandlungskonzept, in Verbindung mit der Kenntnis der Therapie schwerer Defektarthropathien an allen Skelettanteilen in den verschiedenen Stadien, kennzeichnen den verantwortungsvollen Umgang mit diesen besonderen Patienten.

Priv.-Doz. Dr. med. St. Rehart

Abt. f. Rheumaorthopädie, Orthopädische Universitätsklinik

Marienburgstraße 2

60528 Frankfurt a. M.

Email: S.Rehart@Friedrichsheim.de

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