Zusammenfassung
Nach jahrelanger Stagnation der Cannabis-Politik entstand in Deutschland mit den diesbezüglichen
Verfassungsgerichtsurteilen von 1994, 2002 und 2004 Bewegung. Zwar ähneln sich die
Fronten der Befürworter einer wie auch immer gearteten sog. Legalisierung einerseits
sowie der unveränderten oder verschärften Repression andererseits nach wie vor (obgleich
die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag von jener zu dieser gewechselt hat). Doch
wenn schon deren Diskussion nicht, so hat die Judikative Fakten geschaffen, die von
gesellschaftlicher Normentwicklung beeinflusst auch gesellschaftliche Normen beeinflussen.
Unter dem Strich verlangt das Verfassungsorgan einen nüchternen Umgang mit dem Rauschmittel.
Solche Sachlichkeit könnte die Möglichkeiten von Prävention, Frühintervention und
Therapie befördern, was angesichts steigender Konsumenten-/-innenzahlen mehr als dringlich
erscheint.
Abstract
After years of stagnation, cannabis politics in Germany were set in motion by the
decisions of the constitutional court in 1994, 2002 and 2004. It is true that there
has not been much movement neither in the ranks of the supporters of any kind of legalisation
nor among the supporters of consistent and tight repression (although the SPD faction
in the German Parliament changed sides). Though these discussions did not come to
anything, the judiciary created facts that were influenced by the development of norms
in society, which, in their turn, will influence the norms of society. In essence,
the constitutional court requires a rational handling of the drug. Objectivity might
be able to promote prevention, early detection and treatment, which is an urgent requirement
in view of the increasing numbers of cannabis users.
Schlüsselwörter
Cannabis - Therapie - Prävention - Rechtslage
Key words
Cannabis - therapy - prevention - legal situation
Literatur
- 1 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung .Die Drogenaffinität Jugendlicher
in der Bundesrepublik Deutschland 2004. Eine Wiederholungsbefragung der BZgA. Köln;
BZgA 2004
- 2
Kraus L, Augustin R, Orth B.
Illegale Drogen, Einstiegsalter und Trends. Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys
2003.
Sucht.
2005;
51 (Sonderheft 1)
19-28
- 3 Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht .Jahresbericht 2003. Stand
der Drogenproblematik in der Europäischen Union und in Norwegen. Luxemburg; Amt für
amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften 2003
- 4 Gaßmann R. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Cannabis. Neue Beiträge zu einer
alten Diskussion. Freiburg i.Br; Lambertus 2004
- 5 Simon R. Behandlungsangebot und -nachfrage bei cannabisbezogenen Störungen. Straßburg;
Deutsch-französische Tagung „Cannabis - Prävention, Behandlung, Politik” 11.7.2005
- 6
Perkonigg A. et al .
Problematischer Konsum illegaler Substanzen, Hilfesuchverhalten und Versorgungsangebote
in einer Region.
Suchtmedizin.
2004;
6
22-31
- 7
Drucksache 13/6534. Gesetzentwurf der Abgeordneten Gudrun Schaich-Walch … Entwurf
eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Verkehr mit Betäubungsmitteln (Betäubungsmittelgesetz
- BtMG), 11.12.1996.
- 8 Currie C. et al .Young people’s health in context. Health Behaviour in School-aged
Children (HBSC) study. International report from the 2001/2002 survey. Copenhagen;
World Health Organization 2004
- 9 Bundeskriminalamt .Bundeslagebild Rauschgift 2003. Wiesbaden; BKA 2004
Dr. Raphael Gaßmann
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.
Westenwall 4
59065 Hamm
eMail: gassmann@dhs.de