intensiv 2005; 13(4): 178-181
DOI: 10.1055/s-2005-858473
intensiv-online

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

- pflegefotostory.de

- pflege-reanimation.deHanno H. Endres1 , Holger Beuse1
  • 1zwai.media, Münster
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 July 2005 (online)

In der Rubrik „intensiv-online” werden Webseiten vorgestellt, die in irgendeiner Form für die Pflegenden aus den Bereichen Anästhesie- und Intensivpflege von Interesse sind. Neben Internetauftritten mit originär pflegerischen Inhalten werden sich hier aufgrund der engen Verbindung der Anästhesie- und Intensivpflege mit Medizin und Technik auch Besprechungen ärztlicher Publikationen finden.

www.pflegefotostory.de

Der Name Peter Nydahl ist beinah untrennbar mit der Basalen Stimulation® verbunden. Kaum ein Pflegender, der noch keinen Vortrag aus Nydahls Mund gehört und noch kein Buch aus Nydahls Feder gelesen hat.

Wer allerdings glaubt, dass Peter Nydahl damit bereits alles gesagt und geschrieben hat, irrt. Neben Basaler Stimulation®, Beruf und Familie widmet sich der Fachkrankenpfleger aus Kiel nämlich auch anderen Bereichen der Pflege und arbeitet diese in seinem eigenen Stil und wie immer mit viel Humor auf.

Das aktuelle Projekt behandelt alltäglich in der sozialen Gruppe „Pflege” auftretenden Konflikte und Auseinandersetzungen. Die Begegnung mit dem Thema darf man jedoch nicht im Stil eines klassischen Lehr- und Arbeitsbuchs erwarten, wenn der Autor Nydahl heißt - genauso wenig wie die Präsentation pauschaler Lösungen erwartet werden darf.

Abb. 1 Konflikt-Comics: pflegefotostory.de.

Einmal mehr ist der Weg, den Nydahl und seine Kollegen gehen, eher unkonventionell: der Name „Pflegefotostory” lässt bereits erahnen, was es auf der Internetpräsenz zu entdecken gibt: Comics!

Unter der ausdrücklichen Betonung, dass alle Geschichten in der Freizeit bzw. den tariflichen Pausen entstanden sind, finden sich derzeit drei der Storys dort wieder. In den zum Perspektivwechsel anregenden Geschichten und Texten geht es z. B um die soziale Wirkung des Besucherkittels, heilige Kühe und das Jammern der Pflegenden.

Besondere Highlights, in denen Peter Nydahl seinen Charme und Humor in ganzer Bandbreite ausspielt, sind die - ebenfalls in Freizeit und tariflicher Pause entstandenen - Videos. Beispielhaft hierfür die Präsentation des Transfer-Videos: In dem gut 5-minütigen Clip werden 15 (bzw. 14) Möglichkeiten dargestellt, einen beatmeten Patienten von der Bettkante in den Stuhl zu setzen. Hier darf natürlich die stationsinterne Jury nicht fehlen …

Obwohl streng betrachtet nicht o. g. 14, sondern nur 13 Varianten vorgestellt werden - wer das Video gesehen hat, weiß warum -, lohnt sich der Download der leider 28 Megabyte großen Datei allemal.

Bei der Internetpräsenz allein wird es jedoch nicht bleiben: Im Februar 2006 wird das passende Buch dazu im Verlag Elsevier erscheinen - man darf gespannt sein.

Mit pflegefotostory.de gibt’s endlich wieder einen echten Nydahl, der sich gewohnt kritisch und witzig mit den kleinen und großen Problemen des Pflegealltags auseinander setzt. Peter Nydahl trifft mit seinen Betrachtungen jedes Mal nicht nur den Nagel auf den Kopf, sondern spricht auch die Sprache der Pflege - 10 Punkte!

www.pflege-reanimation.de

Zur kardiopulmonalen Reanimation beim Erwachsenen ist schon viel geschrieben worden. Derzeit kennt die Amazon-Titelsuche - eingeschränkt auf Bücher - 43 Titel zur Wiederbelebung, womit das Thema dem Dauerbrenner Nummer 1, der Beatmung, mit nur 5 Titeln Abstand folgt.

Einen 44. Titel hat nun Fachkrankenpfleger und Mega-Code-Instruktor Michael Sturm verfasst. Das Manuskript ist jedoch (noch) nicht bei Amazon zu finden, sondern wird im Eigenverlag über die Internetpräsenz des Autors unter pflege-reanimation.de beworben und vertrieben, wobei in der Adresse bereits die primäre Zielgruppe angesprochen wird. Dort stehen sieben Seiten als Leseprobe kostenlos zur Verfügung.

Abb. 2 Die Webseite zum Skript: pflege-reanimation.de.

Anders als sonst soll an dieser Stelle weniger die HTML-Kunst des Autors als vielmehr die präsentierte Broschüre vorgestellt werden.

Die inhaltliche Struktur dürfte sich kaum von jedem anderen CPR-Manuskript unterscheiden: Nach der Einführung in das Thema beginnt Michael Sturm mit der Pathophysiologie, den Ursachen und der Diagnostik, um sich sodann über die Basismaßnahmen (BLS) inklusive stabiler Seitenlage und Mund-zu-Mund-Beatmung zu den erweiterten Maßnahmen (ACLS) vorzuarbeiten.

Hier wird im Rahmen der „erweiterten Diagnostik” auf das EKG und die wichtigsten Herzrhythmusstörungen eingegangen, das Kapitel „erweiterte Therapie” stellt die Maßnahmen Defibrillation, Herzschrittmacher, Atemwegsmanagement sowie die medikamentöse Therapie vor.

Abrundend werden die BLS- und ACLS-Abläufe noch mal in Algorithmus-Form dargestellt und Tipps für die Zeit während und nach der Reanimation gegeben.

Die 62. und letzte Seite erklärt 21 Fremdwörter von A bis Z.

Ein deutlicher Vorteil der Broschüre ist ihre Aktualität. Stammt die Mehrheit der im traditionellen Buchhandel vertriebenen Titel noch aus der Zeit vor den „Guidelines 2000 für Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiac Care” der American Heart Association (AHA) und der International Liaison Committee on Resusciation (ILCOR), zeigt der Vergleich mit der Original-Publikation, dass Michael Sturm überwiegend die aktuellen Empfehlungen in seiner Broschüre verarbeitet hat.

Der Autor widmet dabei praxisnahen und prägnanten Erklärungen viel Zeit und Platz: Alle Maßnahmen und Abläufe werden stichpunktartig und gut bebildert dargestellt, so dass sich auch Pflegende mit weniger Reanimationserfahrung schnell wieder in das Thema einlesen und das vorhandene Wissen auffrischen können.

Wenngleich sich amtliche Empfehlungen und persönliche Erfahrungen stellenweise etwas zu vermischen scheinen, beispielsweise beim Aufsuchen des Druckpunktes, sind doch alle relevanten Inhalte gut dargestellt und profitieren von der offenkundigen Praxisnähe des Autors.

Wie die übrigen Kapitel ist auch der EKG-Bereich mit aussagekräftigen Herzstromableitungen bebildert. Hier kann man lediglich die jeweiligen Therapieoptionen im Rahmen der Beschreibungen vermissen.

Ein Kennzeichen für den Eigenverlag ist die komplett eigenständige Produktion der Broschüre, die sich in dem vorliegenden Exemplar tintenstrahlgedruckt und ringgeheftet präsentiert, wodurch sich einerseits der Preis von 9 € erklärt und andererseits ein pfleglicher Umgang zur Verpflichtung wird.

Alle Seiten sind durchgehend vierfarbig und gut strukturiert, wobei wichtige Hinweise und Warnungen optisch hervorgehoben werden. Zur besseren Orientierung innerhalb des Manuskripts bleibt nur der Wunsch unerfüllt, die Kapitelbezeichnungen auch im Seitenkopf wiederzufinden.

Das beworbene Heft hingegen wirkt sehr aufgeräumt und überzeugt durch das klare Schriftbild aus der Arial-Familie.

Ein kleiner Wehrmutstropfen ist, dass sich Michael Sturm dazu entschlossen hat, die Internetpräsenz durchgehend in der Schriftart Comic Sans aus dem Hause Microsoft zu setzen. Genauso unpassend wie eine Pappnase bei der Papst-Audienz ist Comic Sans bei Fachliteratur: Kaum eine andere Schriftart verleiht einem Text eben diese Pappnasen-Optik und vermittelt dem Leser ein permanentes Augenzwinkern wie Comic Sans, so dass damit auch der Inhalt unterbewusst mit einer gewissen Fun-Komponente wahrgenommen wird [1].

Mit der Broschüre „Die kardiopulmonale Reanimation des Erwachsenen” liefert Michael Sturm sowohl für die Pflegenden der Normalstationen als auch der Funktionsbereiche ein praxisnahes und aktuelles Hilfsmittel, das z. B. als Hand-out für Mega-Code-Teilnehmer oder zur Auffrischung uneingeschränkt empfohlen werden kann.

Literatur

Hanno H. Endres
Holger Beuse

zwai.media

Grevener Straße 70

48149 Münster

Email: info@zwai.net

URL: http://www.zwai.net

    >