intensiv 2005; 13(4): 141
DOI: 10.1055/s-2005-858470
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Publication Date:
28 July 2005 (online)

Intensivpflege ist eine hochspezialisierte Pflege in extrem kritischen und akuten Situationen. Das pflegerische Handeln zeichnet sich deshalb aus durch Kompetenzen wie schnelles Erfassen von sich plötzlich verändernden Situationen, Entscheidungsfindung unter Zeitdruck und ständiges Arbeiten an der Grenze zwischen Leben und Tod. Die Mehrzahl der Vorträge auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress für Anästhesiologie und Intensivtherapie mit Pflegesymposium” (HAI) in Berlin vom 9.6.2005 - 11.6.2005 belegten diese Sichtweise in beeindruckender Weise. Mit dem programmatischen Titel „Fast track” - ein gemeinsamer Weg in die Zukunft? wurde der Kongress unter ein Motto gestellt, welches auf eine verbesserte Zusammenarbeit der Berufsgruppen und zügigere Arbeitsabläufe abzielt. Von Gelassenheit, Ruhe und Passivität war hier nichts zu spüren. Verstehen Sie uns nicht falsch: Natürlich ist es wichtig, Arbeitsabläufe, Handlungsketten und Prozesse auf den Intensivstationen zu optimieren und die Patienten qualitativ besser zu versorgen. Doch über diese Zielsetzung darf die „andere Seite” der Intensivpflege nicht aus dem Blickfeld geraten: Die Patienten und ihre Angehörigen erleben und erleiden existenzielle Notsituationen, in denen sie auf emotionale Unterstützung und Begleitung angewiesen sind.

L. Ullrich, S. Schmidt, H. Friesacher.

Wir haben auf dem HAI den 8. „intensiv-Pflegepreis” verliehen. Der 1. Preis wurde, wie schon im letzten Editorial bekannt gegeben, an Stefanie Schmidt für die Arbeit „Sterbebegleitung auf der pädiatrischen Intensivstation” vergeben. Im Rahmen des Pflegesymposiums auf dem HAI stellte Frau Schmidt, neben Preisträgern der vergangenen Jahre, ihre Arbeit in einem beeindruckenden Vortrag vor. Sterbebegleitung als Teil der Intensivpflege konfrontiert uns mit Dimensionen, die nicht in erster Linie durch rasches Handeln und Aktivität geprägt sind. Hier werden wir mit Leiden konfrontiert, mit Pflege in einer ihrer ursprünglichsten Formen, dem Umgang mit schmerzhafter Erfahrung. Ruhe und Zuwendung, Gefühls- und Biographiearbeit sind in diesen Situationen die Standbeine unseres Handelns. Fähigkeiten, die leider viel zu wenig Gegenstand des Unterrichts in den Weiterbildungen sind.

Die Arbeiten von Frau Schmidt und weiterer Preisträgerinnen werden in den nächsten Ausgaben veröffentlicht und stoßen hoffentlich auf Ihr Interesse.

Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern einen schönen und erholsamen Sommer.

Die Herausgeber

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