Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209(1): 22-28
DOI: 10.1055/s-2005-837796
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss eines prophylaktischen Aufklärungsgesprächs auf den Baby Blues

Influence of Prophylactic Information on the Frequency of Baby BluesB. Kleeb1 , C. J. Rageth1
  • 1Spital Limmattal, Schlieren, Schweiz
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Publikationsverlauf

Eingereicht: 11.3.2004

Angenommen nach Überarbeitung: 8.11.2004

Publikationsdatum:
24. Februar 2005 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: In den ersten zwei Wochen nach einer Geburt tritt mit einer 30 - 80 %igen Wahrscheinlichkeit der so genannte Baby Blues auf. Ziel: Wir wollten herausfinden, ob der Baby Blues seltener auftritt, wenn die Frau mit einem erklärenden Gespräch über diese mögliche seelische Reaktion informiert wird. Wir wollten auch, dass die Wöchnerinnen über die Depression nach der Geburt informiert sind, damit sie sich im Bedarfsfalle schneller an eine Fachperson wenden können. Patientinnen und Methoden: Mittels einer prospektiven randomisierten Studie erfassten wir die Frauen, welche zwischen Anfang Mai bis Ende November 99 im Spital Limmattal geboren hatten. Am 2. od. 3 Tag wurde randomisiert: in eine „Informationsgruppe” mit erklärendem Gespräch und schriftlicher Information oder eine Kontrollgruppe (ohne spezielle Informationen). Die Befragung zur persönlichen Befindlichkeit geschah einerseits anhand der Edinburgh Postpartum Depression Scale (EPDS) 3 Tage, 6 Wochen und 3 Monate postpartal, andererseits mittels visuell-analogem Fragebogen innerhalb der ersten 6 Wochen und zuletzt mittels eines Fragebogens zur Selbsteinschätzung 3 Monate postpartal. Ergebnisse: Von 169 Frauen erhielten wir verwertbare Daten. Gemäß Selbsteinschätzung hatten nur 12 Frauen (15 %) der Informationsgruppe, aber 25 Frauen (29 %) der Kontrollgruppe einen Baby Blues (RR 0,55, P = 0,027, CI 0,28 - 0,93). Die Frauen beider Gruppen waren nach der Geburt sowie nach 6 und 12 Wochen gleich häufig depressiv. Der EPDS Score betrug nach der Geburt in 8,5 % bzw. 9,3 % mehr als 11. Nach 6 Wochen in 7,5 % bzw. 7,1 % und nach 12 Wochen in 7,3 bzw. 8,0 %. Von den Frauen, die sich selber als depressiv einschätzten suchten nur wenige eine Fachperson auf: 7 von 13 in der Informations- und 4 von 14 in der Kontrollgruppe, der Unterschied ist nicht signifikant. Schlussfolgerung: Wir schließen daraus, dass es sich lohnt, alle Wöchnerinnen nach der Geburt über den Baby Blues aufzuklären, weil er nach einem Informationsgespräch gemäß Selbsteinschätzung signifikant seltener auftritt. Wie erwartet lässt sich die Häufigkeit der Depression nach der Geburt nicht durch ein einziges informatives Gespräch beeinflussen. Es sind keine statistisch signifikanten Unterschiede im Aufsuchen einer Fachperson ersichtlich.

Abstract

Background: Baby blues, a mood alteration, occurs in 30 to 80 % of the women during the first two weeks after childbirth. We evaluated if the frequency of baby blues can be influenced by oral and written information about these mood alterations. We wanted to find out whether information about postpartum depression could make these woman realize their own possible depression and therefore seek professional help more rapidly. Patients and Methods: In a prospective randomized study German-speaking women were randomized on the second or third day after childbirth in our institution into an „information group” and a „control group”. The first group was given oral and written information about baby blues and postpartum depression. Both groups were evaluated by Edinburgh Postpartum Depression Scale (EPDS) translated into German 3 days, 6 weeks and 3 months postpartum, by a visual-analogue questionnaire covering the first 6 weeks and by a self-report covering the whole period postpartum after 3 months. Results: We obtained valuable information from 169 women. Only 12 (15 %) women of the „information group” experienced a baby blues vs. 25 (29 %) of the „control group” (RR 0.55, P = 0,027, CI 0.28 - 0.93). Concerning postpartum depression, no significant difference could be seen. The percentage of scores above 11 in the EPDS around birth was 8.5 % vs. 9.3 % in the information vs. control group. 6 weeks after birth the percentages were 7.5 vs. 7.1 % and 12 weeks after birth they were 7.3 % vs. 8.0 %. Of the women considering themselves as depressive by self evaluation 3 months postpartum, only a few sought help from a specialist: 7 of 13 in the Information vs. 4 of 14 in the control group. The difference is not statistically significant. Conclusion: We conclude that oral and written information about baby blues given postpartum can be an effective instrument to lower its frequency. No difference in postpartum depression could be registered - either in prevalence or in seeking professional help.

Literatur

Dr. med. Barbara Kleeb

Oberärztin Frauenklinik Olten

Baslerstr.

CH-4600 Olten

eMail: b.kleeb@hispeed.ch