Zusammenfassung
Fragestellung: Die Assoziation von Urinproteinmarkern und Nierenfunktionsparametern mit einer schwangerschaftsinduzierten
Hypertonie, einem präexistenten Diabetes mellitus, Gestationsdiabetes sowie dem Auftreten
von Schwangerschaftskomplikationen wurde prospektiv in einer Kohortenstudie untersucht.
Methodik: Bei 97 Schwangeren wurden im 2. und 3. Schwangerschaftstrimenon Serumkreatinin, Serumalbumin,
Serumharnsäure, Albumin-Kreatinin-Quotienten, Albuminurie, α1-Mikroglobulin im Urin
bestimmt: 21 gesunde Schwangere (NK), 31 mit Gestationsdiabetes (GDM), 10 mit Diabetes
mellitus Typ 1 (DM1) und 35 Frauen mit schwangerschaftsinduziertem Hochdruck (SIH).
Diese Schwangeren wurden ambulant in einer Universitätsklinik betreut.
Ergebnisse: Frauen mit SIH zeigten im Vergleich zum NK niedrigeres Serumalbumin, höhere Kreatinin-,
Harnsäure- und α1-Mikroglobulinwerte im Urin, eine größere Mikroalbuminurie und einen
höheren Albumin-Kreatinin-Quotienten im Urin. Frauen mit DM1 oder GDM hatten im Vergleich
zum NK niedrigeres Serumalbumin, während das Serumkreatinin unbeeinflusst blieb. Der
Albumin-Kreatinin-Quotient im Urin war bei Frauen mit DM1 oder GDM höher als bei gesunden
Schwangeren. Bei DM1 bestand im Vergleich zum NK eine signifikant höhere Mikroalbuminurie.
Frauen mit SIH erlitten häufiger eine Totgeburt als NK. Die Prävalenz einer Geburt
vor vollendeter 38. SSW war in allen Gruppen tendenziell häufiger als im NK. Kinder
von Müttern mit DM1 zeigten im Vergleich zum NK häufiger ein Geburtsgewicht < 2500
g. Bei GDM der Mutter fiel eine höhere Präazidose-/Azidoserate der Kinder auf.
Zusammenfassung: Die signifikanten Veränderungen von Nierenfunktionsparametern unserer Studienpopulation
im Vergleich zu gesunden Schwangeren zeigen die enge Verbindung von SIH, DM1 und GDM
zur Nierenfunktion während der Schwangerschaft an. Von besonderer Bedeutung ist dabei
die Bestimmung der Mikroalbumin- und α1-Mikroglobulinausscheidung im Urin sowie deren
Quotienten zur Kreatininkonzentration. Dies deutet sowohl auf eine glomeruläre (Mikroalbuminurie)
als auch tubuläre (α1-Mikroglobulinausscheidung) Störung der Nierenfunktion hin. Signifikante
Beziehungen zwischen den Nierenfunktionsparametern und Schwangerschaftskomplikationen
sowie perinatalen Morbiditätskriterien konnten nicht nachgewiesen werden. Dies kann
durch eine zu kleine Fallzahl oder die adäquate Betreuung der Risikoschwangeren begründet
sein. Trotzdem sollten die Urinparameter bei Risikoschwangerschaften bestimmt werden,
um früher als bisher eine mögliche Nierenschädigung diagnostizieren zu können.
Abstract
Introduction: The aim of the study was to compare perinatal outcomes, urinary and renal parameters
between healthy pregnant women, and pregnant women with prexisting diabetes mellitus,
gestational diabetes and pregnancy-induced hypertension.
Research Design and Methods: During the second and the third trimenon, urinary proteins were analysed in 97 unselected
pregnant women who attended a university hospital outpatient clinic in Germany as
part of their routine clinical care (21 healthy pregnant women [NK], 31 women with
gestational diabetes [GDM], 10 women with type 1 diabetes [DM1], 35 women with pregnancy-induced
hypertension [PIH]).
Results: Urinary parameters: In women with PIH mean serum albumin was lower compared with
NK, but urinary creatinine, α1-microglobulin, microalbuminuria, uric acid and albumin-creatinine
ratio were higher in PIH. In women with type 1 and gestational diabetes serum albumin
was lower than in NK but there was no difference in urinary creatinine. Albumin/creatinine-ratio
was higher in women with DM1 and GDM. Microalbuminuria was higher in DM1 compared
to NK. There were two cases of neonatal death (PIH group) and a trend to preterm delivery
in the PIH, DM1 and GDM group. Low birth weight was more frequent in women with DM1.
The rate of fetal metabolic acidosis and pre-acidosis was higher in women with GDM.
Conclusion: There is a close relationship between urinary parameters, diabetes and hypertension
during pregnancy. Microalbuminuria, urinary α1-microglobulin and albumin/creatinine
ratio seem to be especially important. The increase in urinary albumin and α1-microglobulin
excretion suggests glomerular as well as tubular injury in this group of risk pregnancies.
However, there was no statistically significant relationship between urinary parameters
and perinatal outcomes which could be due to effective care in a tertiary university
center. Nevertheless, urinary parameters could be helpful to diagnose earlier renal
injuries in women with risk pregnancies.
Schlüsselwörter
Kohortenstudie - Nierenfunktionsparameter - schwangerschaftsinduzierte Hypertonie
- Gestationsdiabetes - Diabetes mellitus Typ 1
Key words
Cohort studies - kidney function parameters - pregnancy-induced - hypertonia - gestational
diabetes - diabetes mellitus type 1