Zentralbl Chir 2005; 130(4): 285-287
DOI: 10.1055/s-2005-836802
Nachruf

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachruf zum Tode von Professor Dr. Dr. Walter Schmitt

Obituary on Prof. Schmitt, Editor of the Zentralblatt für Chirurgie 1972-1985S. Kiene, T. Müller, W. Brinckmann
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. August 2005 (online)

Professor em. Dr. med. habil. Dr. h. c. Walter Schmitt starb nach langer Krankheit am 6.6.2005 in Rostock im Alter von 93 Jahren (Abb. [1]).

Als Chirurg, Hochschullehrer und Klinikdirektor, als Autor erfolgreicher Bücher und langjähriger Chefredakteur des Zentralblattes für Chirurgie (1972-1985) war W. Schmitt einer der bedeutenden deutschen Chirurgen seiner Zeit.

Am 30.7.1911 In Straßburg/Elsaß geboren, verlebte Walter Schmitt seine Kindheit in Berlin. Dem Besuch des Askanischen Gymnasiums folgte das Medizinstudium an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität, 1936 Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. Im Hörsaal erlebte er nicht nur Prof. Sauerbruch und die anderen Berühmtheiten der Charite, sondern auch die Diffamierung befreundeter jüdischer Kommilitonen durch Studenten in SA-Uniform.

Nach der chirurgischen Facharztausbildung bei Dr. Matties am Wilkestift in Guben wurde Walter Schmitt von 1942 bis 1945 Chirurg an der Ostfront. Diese 3 Jahre als Stabsarzt auf den verschiedenen Front-Verbandsplätzen haben nicht nur alle seine früheren Berufspläne über den Haufen geworfen, sondern auch sein Gesellschaftsbild entscheidend geprägt.

Im September 1946 begann Walter Schmitt 35-jährig bei Felix an der Chirurgischen Klinik in Greifswald seine Universitätslaufbahn.

Sein besonderes Interesse galt der „Allgemeinen Chirurgie”, den theoretischen Grundlagen der operativen Medizin.

Daraus entstand sein Lehrbuch: „Allgemeine Chirurgie”, 1. Auflage 1955 bei Barth-Leipzig. Das Werk erlebte bis 1991 11 Auflagen, eine Ausgabe in englischer (1963) und eine in russischer Sprache.

Im gleichen Verlag erschien bereits 1951 seine Monographie: „Die Blockade des Ganglion stellatum”. Schon 1949 habilitierte er sich bei Felix mit dem gleichen Thema.

Die äußeren Bedingungen zu wissenschaftlicher Arbeit waren in dieser Zeit in Greifswald überschattet von materiellem Mangel aller Art.

Als Mitte 1950 Felix als Nachfolger von Ferdinand Sauerbruch auf den chirurgischen Lehrstuhl an die Charite berufen wurde, leitete Walter Schmitt, damals 39-jährig für die kommenden 2 Jahre kommissarisch die Greifswalder Klinik, noch einmal von 1955 bis 1957.

In diesen Jahren wurden durch seine Initiative wichtige spezielle Funktionsbereiche und Arbeitsgebiete an der Klinik geschaffen: die erste klinikeigene Blutbank; die Facharztambulanz für Orthopädie, spezielle Arbeitsbereiche für Anästhesie; für Röntgendiagnostik und für Urologie.

Seit Beginn der Greifswalder Tätigkeit spezialisierte er sich, gefördert vom Direktor der Kinderklinik Professor Brieger, in der Chirurgie an Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern. Schmitt richtete eine spezielle Station für Kleinkinder in der Chirurgischen Klinik ein und leitete sie selbst als Oberarzt. Operationen wegen atretischer Missbildungen am Verdauungstrakt, angeborene Zwerchfelldefekte, Megakolon congenitum, Blasenextrophie und Myelomeningozelen wurden erfolgreich durchgeführt.

Aus der speziellen Beschäftigung mit Verbrühungen im Kindesalter und der Behandlung von Wundinfektionen entstand gemeinsam mit dem Mikrobiologen Professor Siegfried Ortel ein Konzept zur lokalen Antibiotikaapplikation auf Wunden.

In die Greifswalder Jahre fielen die ersten längeren Auslandsaufenthalte zu Studienzwecken, 1953 an der Chirurgischen Klinik der Universität Budapest und 1954 nach Malmö zu Prof. Wulf, um sich mit der Thoraxchirurgie vertraut zu machen. Im Frühsommer 1955 folgte ein 4-wöchiger Studienaufenthalt im berühmten Londoner Kinderkrankenhaus Great Ormond Street Hier lernte W. Schmitt moderne Kinderchirurgie kennen.

Prof. Dr. med. S. Kiene

Fontanestr. 5

04416 Markkleeberg

eMail: Kiene-Markkleeberg@t-online.de

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