Zentralbl Gynakol 2006; 128(1): 5-10
DOI: 10.1055/s-2005-836675
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Strategische Überlegungen zu den Diagnosis Related Groups in der Gynäkologie und Geburtshilfe

Stratetic Aspects of DRGs in Obstetrics and GynecologyT. Schwenzer1
  • 1Frauenklinik Klinikum Dortmund
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Januar 2006 (online)

Einleitung

Das deutsche Fallpauschalensystem liegt im Jahr 2005 bereits in der dritten Version vor. Es ist wiederum gegenüber dem Vorjahr sowohl in der Systematik als auch in den Bewertungsrelationen stark angepasst worden, um die deutsche Versorgungsrealität so gut wie möglich abzubilden. Das G-DRG-System in der Version 2005 umfasst jetzt insgesamt 878 DRGs (54 mehr als 2004). Der Fallpauschalen-Katalog 2005 weist 19 explizite Ein-Belegungstag-DRGs aus (im Vorjahr 47). Im Gegenzug zur Reduktion der expliziten Ein-Belegungstag-DRGs wurden 216 implizite Ein-Belegungstag-DRGs neu in den Fallpauschalen-Katalog eingeführt (siehe unten). Die Anzahl der Zusatzentgelte wurde stark erhöht: In Anlage 2 (Katalog ergänzender Zusatzentgelte) befinden sich nun 35 bewertete Zusatzentgelte anstelle nur eines Zusatzentgelts im Jahr 2004. In Anlage 4 (Zusatzentgelte gem. § 6 Abs. 1 Krankenhausentgeltgesetz [KHEntgG]) sind 36 krankenhausindividuell zu vereinbarende Zusatzentgelte (Vorjahr: 25) aufgeführt.

Im G-DRG-System Version 2005 erhöhte sich die Anzahl an ungesplitteten Basis-DRGs (sog. Z-DRGs) deutlich (plus 218). Dennoch weist das G-DRG-System in der aktuellen Version einen zunehmenden Differenzierungsgrad auf: Die Abnahme der Anzahl ungesplitteter Basis-DRGs resultiert aus der Auftrennung bisher gesplitteter Basis-DRGs in zwei oder mehr eigenständige Basis-DRGs, um eine konsequente Sortierung nach dem Relativgewicht vornehmen zu können (InEK Bericht 2005). Diese Vorgehensweise erforderte, innerhalb der operativen und anderen Partitionen nahezu vollständig die Definition des Splitkriteriums in die Basis-DRG aufzunehmen. Dadurch wurden z. B. aus einer nach dem Komorbititäts- und Komplexitätslevel (PCCL) gesplitteten Basis-DRG mit den Schweregradstufen A, B und C drei Basis-DRGs mit der Schweregradstufe Z, in deren Definition jeweils die PCCL-Bedingung aufgenommen wurde. Soweit aus Gründen der Sortierung keine Notwendigkeit bestand, wurde auf diese Auftrennung der gesplitteten Basis-DRGs verzichtet. Bei den gesplitteten Basis-DRGs wurde in einigen wenigen Fällen eine Erweiterung auf bis zu sieben Schweregrade vorgenommen. Die große Mehrheit der gesplitteten Basis-DRGs hat jedoch weiterhin nur zwei oder drei Schweregradstufen.

Die Kostenkalkulation für das Jahr 2005 basiert auf den Kostendaten des Jahres 2003! In Tab. [1] ist die Zahl der Krankenhäuser, Betten und Fälle einmal mit der Gesamtzahl der im Jahr 2003 übermittelten Daten und einmal mit den zusätzlich übermittelten Kostendaten dargestellt. Daraus wird deutlich, dass die Stichprobe der Kostendaten danach etwa 16 % aller Fälle aus knapp 9 % aller Krankenhäuser umfasst.

Tab. 1 Datenbasis für das G-DRG-System in der Version 2005. Datengrundlage sind die im Jahr 2003 erhobenen Daten Erhebung von DRG-Daten gem. § 21 KHEntG (fallbezogene Basisdaten) Erhebung von Kostendaten prozentualer Anteil Anzahl Krankenhäuser 1 748 148 8,5 % Anzahl Betten 499 333 75 908 15,2 % Anzahl Fälle 17 883 256 2 909 784 16,3 %

Über alle Fachgruppen sind die Relativgewichte im DRG-System um etwas mehr als 5 % abgesenkt worden („Katalogeffekt”). Die gynäkologisch-geburtshilflichen DRGs folgen diesem Trend nicht vollständig. Je nach Spektrum der Abteilung werden die Bewertungsrelationen von 0 bis 5 % absinken. Das Absinken der Relativgewichte bedeutet in dem gedeckelten System jedoch keinen „echten” Erlösrückgang, da für das einzelne Krankenhaus das verhandelte Budget gilt. In Relation mit anderen Fachgruppen hat sich die Vergütungssituation für geburtshilflich-gynäkologische Abteilungen tendenziell sogar verbessert.

Die spätestens im Jahr 2004 abgeschlossene vollständige Einführung des DRG-Systems als Abrechnungsgrundlage hat dazu geführt, dass inzwischen die Ärztinnen und Ärzte mit der Systematik so weit vertraut sind, dass keine Grundlageninformationen mehr gegeben werden müssen, sondern das Gewicht der Darstellung mehr auf strategische Überlegungen ausgerichtet werden kann.

Literatur

Prof. Dr. med. T. Schwenzer

Direktor der Frauenklinik Klinikum Dortmund gGmbH ·DRG-Beauftragter der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

Beurhausstr. 40

44137 Dortmund

eMail: thomas.schwenzer@klinikumdo.de

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