Z Sex Forsch 2005; 18(2): 155-162
DOI: 10.1055/s-2005-836645
Debatte

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Tanz den Sensate Focus!

Antworten auf Gunter Schmidts AnmerkungenUlrich Clement1
  • 1Heidelberger Institut für Systemische Forschung, Heidelberg
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Publication Date:
01 August 2005 (online)

Gunter Schmidt hat einen Kommentar zu meinem Buch „Systemische Sexualtherapie” [3] geschrieben, den er bescheiden „Anmerkungen” untertitelt, aber mit einer spitz tendenziösen Frage überschreibt [7]. Der Kommentar ist pointiert, argumentativ, differenziert und wertschätzend und hat damit alles, was eine reizvolle Einladung zu einer vernünftigen und produktiven Auseinandersetzung über therapeutische Konzepte braucht. Ich tue nichts lieber, als dieser Einladung zu folgen.

Schmidt konzentriert sich auf meine Bemerkungen zum Hamburger Konzept der Sexualtherapie. Dabei könnte der Begriff „Hamburger Konzept” möglicherweise mehr Übereinstimmung nahe legen, als zwischen seinen einzelnen Vertretern besteht. Ich habe mich durchweg auf publizierte Arbeiten bezogen: neben der jüngsten, aber auch nicht mehr jungen Ausgabe des Buches „Sexuell gestörte Beziehungen” von Gerd Arentewicz und Gunter Schmidt [1] auf zwei Artikel von Margret Hauch [4] [5] und ein Vortragsmanuskript von Reinhardt Kleber und Gerlinde Galedary [6]. Mir ist klar, dass das Konzept auch in vielen Fortbildungsveranstaltungen eine „oral tradition” etabliert hat, innerhalb derer sich möglicherweise mehr Entwicklungen gezeigt haben, als dies in den wenigen Publikationen nachzulesen war.

Literatur

  • 1 Arentewicz G, Schmidt G. Sexuell gestörte Beziehungen. Konzept und Technik der Paartherapie. 3., bearb. Aufl. Enke, Stuttgart 1993
  • 2 Clement U. Männliche Potenz - ein Definitionsversuch. In: Richter-Appelt H, Hill A (Hrsg). Geschlecht zwischen Spiel und Zwang. Psychosozial-Verlag, Gießen 2004; 227-236
  • 3 Clement U. Systemische Sexualtherapie. Klett-Cotta, Stuttgart 2004
  • 4 Hauch M. The Hamburg Model: Couples therapy at century's end.  J Sex Educ Ther. 1998;  23 237-245
  • 5 Hauch M. Intimität wagen. Paartherapie bei sexuellen Problemen. In: Kaiser P (Hrsg). Partnerschaft und Paartherapie. Hogrefe, Göttingen 2000; 305-322
  • 6 Kleber R, Galedary G. Was wirkt? Paartherapie bei sexuellen Störungen nach dem Hamburger Modell. Neue Entwicklungen. Vortrag auf der 1. Klinischen Tagung der DGfS in Münster: Wege(n) der Lust. Unveröffentl. Manuskr. 2003
  • 7 Schmidt G. Wer hat Angst vorm Sensate Focus? Anmerkungen zu Ulrich Clements Kritik am Hamburger Modell der Paartherapie sexueller Störungen.  Z Sexualforsch. 2005;  18 148-154
  • 8 Tiefer L. Historical, scientific, clinical and feminist criticisms of “The human sexual response cycle model”.  Ann Rev Sex Res. 1991;  2 1-23

1 Ein Hinweis für die Leser, denen dieser Typ von systemischen Skalierungsfragen nicht geläufig ist: Die Prozentzahl ist als Zahl unwichtig. Die Fragen dienen dazu, über den quantifizierenden Umweg einen Unterschied zu erzeugen, der dann weiter genutzt werden kann.

2 Die - nicht nur von mir inkorrekt zitierte - „triste Alltagssexualität” gehört nicht umsonst zu den unter Sexualtherapeuten am häufigsten zitierten Begriffen. In ihrer Verwendung läuft aber doch eine Doppelbedeutung mit: Sie entlastet einerseits die Therapeuten (so toll müssen die Therapieergebnisse auch nicht sein), andererseits bleibt ein augenzwinkerndes Hoffen auf das irgendwie doch bessere Potenzial.

Prof. Dr. Ulrich Clement

Heidelberger Institut für Systemische Forschung

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69120 Heidelberg

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