Einleitung:
Bei Verwendung von resorbierbarem Osteosynthesematerial entfällt der bei Metallimplantationen häufig notwendige operative Zweiteingriff zur Metallentfernung. Nachteile sind die Möglichkeit einer allergischen Reaktion und die fraglich andauernde Festigkeit bei instabilen Frakturen, sowie die höheren Kosten. In der Literatur wurden bisher wenige Langzeiterfahrungen mit resorbierbarem Osteosynthesematerial an der Hand beschrieben.
Fragestellung:
Resorbierbares Osteosynthesematerial an der Hand: Stabilität und Verträglichkeit.
Methode:
Insgesamt wurden in den Jahren 1999 bis 2003 dreizehn Frakturen der Hand mit resorbierbarem Osteosynthesematerial versorgt. Die resorbierbaren Platten bestanden aus Poly-Laktatsäure (polylactic acid, PLA). Die Untersuchungsgruppe teilte sich in 9 Männer bzw. 4 Frauen auf. Das durchschnittliche Alter betrug 28 (19 bis 42) Jahre. Es wurden je eine Metakarpale II und III, vier Metakarpale IV (eine Pseudarthrose), vier Metakarpale V, ein Grundgliedbruch V und zwei distale Radiusfrakturen mit resorbierbaren Platten versorgt. Die Patienten konnten insgesamt durchschnittlich ein halbes Jahr (von 2 bis 16 Monate) nachbeobachtet werden. Nach Möglichkeit wurde ein MR nach 8 Wochen, einem halben und einem Jahr angefertigt.
Ergebnisse:
Elf Frakturen heilten unter einer durchschnittlichen dreitägigen Ruhigstellung mit Unterarmschiene und einer anschließenden dreiwöchigen Weiterbehandlung mit Gips der Radiusfrakturen und Bewegungsschiene der Metakarpalfrakturen komplikationslos aus. In zwei Fällen (Metakarpale V-Fraktur und Metakarpale IV-Pseusarthrose) zeigten sich nach 7 bzw. 3 Monaten Komplikationen. In einem Fall (Metakarpale V-Fraktur) zeigten sich an der Haut im Bereich der Osteosynthese eine Rötung und Schwellung und das korrespondierende MR eine ausgeprägte Weichteilschwellung und -ödem bei durchbauter Fraktur. Im zweiten Fall (Metakarpale IV-Pseudarthrose) zeigte sich in der Übersichtsaufnahme nach 3 Monaten eine erneute Dislokation. Die in beiden Fällen während der Revision gewonnene Histologie zeigte granulierende Fremdkörperreaktionen bei negativer Mikrobiologie. Nach kompletter Entfernung der Restplatte bzw. erneuter konventioneller Osteosynthese erfolgte eine reizlose Abheilung.
Schlussfolgerung:
Resorbierbares Osteosynthesematerial ist bei Frakturen an den Phalangen, den Metakarpalia und bei ausgesuchten Radiusfrakturen eine Alternative zum herkömmlichen Osteosynthesematerial. Bei ausreichend langer Stabilität des Materials für frische Frakturen liegt das Hauptproblem momentan bei allergischen Reaktionen, die auch noch nach Monaten zum Revisionseingriff zwingen können.