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DOI: 10.1055/s-2004-837175
Proliferative Retinopathie und retrohyaloidale Blutung als Erstmanifestation einer Sichelzellanämie – Ein Fallbericht
Die Sichelzellanämie stellt in Mitteleuropa eine seltene Ursache einer proliferativen Retinopathie dar. Da die Sichelzellanämie jedoch gehäuft bei Patienten aus Schwarzafrika, Mittelamerika, dem Mittelmeerraum und dem Mittleren Osten auftritt, ist mit einer erhöhten Prävalenz der Erkrankung in einem multikulturellen Patientengut zu rechnen.
Eine 30-jährige Patientin aus der Dominikanischen Republik stellte sich wegen einer beidseitigen Visusminderung auf 0,2 rechts und 0,6 links erstmalig akut in unserer Poliklinik vor. Bei der ophthalmoskopischen Untersuchung und in der Fluoreszenzangiographie zeigten sich in der Netzhautperipherie multiple Gefäßabbrüche mit avaskulären Netzhautarealen sowie fächerförmige Gefäßproliferationen und fleckförmige retrohyaloidale und intraretinale Blutungen. Die von uns eingeleitete Vorstellung in der Abteilung für Hämatologie erbrachte die Erstdiagnose einer Sichelzellanämie. Am rechten, schwerer betroffenen Auge erfolgte eine Argonlaserkoagulation im Übergangsbereich der perfundierten zur nichtperfundierten Netzhaut. Dennoch kam es im Verlauf zu einer dichten Glaskörperblutung am rechten Auge, die zunächst keine Tendenz zur spontanen Resorption zeigte. Der Befund am linken Auge blieb stabil.
Schlussfolgerung: Die Sichelzellretinopathie muss in die Differentialdiagnose proliferativer Retinopathien bei südländischen Patienten einbezogen werden. Eine hämatologische Abklärung ist auch zur Vermeidung von systemischen Komplikationen erforderlich. Die Indikation zur Laserkoagulation ist nach dem klinischen Befund zu stellen.