Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2004-835988
Calcineurin-Inhibitoren bei atopischen Ekzem und anderen Indikationen
Tacrolimus und Pimecrolimus sind Inhibitoren der Calcium-aktivierten Phosphatase Calcineurin, die seit zwei Jahren in Deutschland für die topische Therapie des atopischen Ekzems zugelassen sind. Calcineurin spielt eine wesentliche Rolle bei der Expression von TNFα und den Interleukinen 2, 3 und 4 in aktivierten Lymphozyten, wird es blockiert, kommt es zu einer Immunsuppression ohne die atrophogenen Effekte von Corticosteroiden. Im Gegensatz zu dem seit vielen Jahren in der Transplantationsmedizin, aber auch der Dermatologie benutzten Ciclosporin haben Tacrolimus und Pimecrolimus ein kleineres Molekulargewicht, penetrieren dadurch besser durch die Haut und sind so für den topischen Einsatz geeignet. Beim atopischen Ekzem zeigen für topisches Tacrolimus zahlreiche Studien Ansprechraten zwischen 50 und 90 Prozent, für Pimecrolimus sind diese geringer. Hauptnebenwirkung der Substanzen ist ein Brennen, das aber nach einigen Tagen nachlässt und nach unserer Erfahrung die Compliance wenig beeinträchtigt. An eine mögliche Alkoholintoleranz, die sich als Flushing äussert, sollte bei erwachsenen Patienten gedacht werden. Da Langzeiterfahrungen mit diesen neuen Substanzen noch nicht vorliegen, sollte unter dem Aspekt einer möglichen Photokarzinogenese eine Kombination mit UV-Therapie vermieden werden. Der intermittierende Einsatz von Calicneurin-Inhibitoren kann Rezidive des atopischen Ekzems verhindern. Mögliche Einsatzbereiche für einen Off-Label-Use der neuen Calcineurin-Inhibitoren sind entzündliche Haut- und Schleimhauterkrankungen wie die Psoriasis (inversa), das Pyoderma gangraenosum, der Lichen ruber planus, das Schleimhautpemphigoid, die Graft vs. Host-Disease, die steroid-induzierte Rosazea (periorale Dermatitis) sowie das allergische Kontaktekzem. Beim Off-label-Use in der Praxis sind allerdings besondere Aufklärungspflichten und die Einschränkungen des Bundessozialgerichts für die Erstattungsfähigkeit in der gesetzlichen Krankenversicherung zu beachten.