Pneumologie 2004; 58 - On_3
DOI: 10.1055/s-2004-835932

Vor- und Frühstadien mesothelialer Neoplasien – Morphologie und molekulare Pathogenese

M Krismann 1, F Simon 1, KM Müller 1
  • 1Institut für Pathologie der RUB an den BG-Kliniken „Bergmannsheil“ Bochum – Universitätsklinik, und Deutsches Mesotheliomregister (Mit Unterstützung des Hauptverbandes der Gewerblichen Berufsgenossenschaften e.V., St. Augustin)

Die Abgrenzung reaktiv-entzündlicher von neoplastischen pleuralen Prozessen ist vielfach problematisch. Vor dem Hintergrund diagnostischer/therapeutischer Implikationen wird zunächst die Nomenklatur früher Entwicklungsphasen mesothelialer Neoplasien begründet. Darüberhinaus haben wir an fünf Tumorpräparaten zur Prüfung der molekularen Pathogenese Untersuchungen mit der komparativen genomischen Hybridisierung (CGH) nach laserassistierter Mikrodissektion durchgeführt und die Befunde mit den bereits vorgestellten Ergebnissen bei malignen Mesotheliomen verglichen. Die reaktive Mesothelhyperplasie findet sich bei Pleuritiden. Atypische Mesothelproliferationen sind Läsionen mit diskreten Atypien und lockerer Mehrschichtigkeit des Mesothels. Das Mesothelioma in situ ist durch papilläres Verzweigungsmuster und Stromaentwicklung oder kompakte Mehrschichtigkeit mit Atypien und gesteigerter Proliferationsaktivität charakterisiert. Frühmesotheliome sind infiltrativ wachsende, auf die Pleura begrenzte Mesotheliome. Mit der CGH können bereits bei der atypischen Proliferation bis zu 6 verschiedene chromosomale Imbalancen nachgewiesen werden, die auch bei gesicherten malignen Mesotheliomen charakteristisch sind. Während die reaktive Hyperplasie folgenlos abheilt, muss das Biopsiegut bei der atypischen Hyperplasie weiter aufgearbeitet werden. Bei fortbestehendem Tumorverdacht ist eine Thorakoskopie mit gezielter Probenentnahme erforderlich. Das Mesothelioma in situ ist die bislang früheste morphologisch eindeutig fassbare Mesotheliomphase. Bei Frühmesotheliomen muss ein ausgiebiges Staging mit der Option einer möglichen ausgedehnten, ggf. multimodalen Therapie durchgeführt werden. Die nachgewiesenen chromosomalen Imbalancen dokumentieren bereits ab der atypischen Mesothelproliferation eine genetische Instabilität, die sich auf morphologischer Ebene noch nicht eindeutig nachweisen lässt. Diese ersten vielversprechenden Befunde geben Anlaß zur Hoffnung, diese Methode später in diagnostischem Kontext einsetzen zu können.