Pneumologie 2004; 58 - On_1
DOI: 10.1055/s-2004-835930

Chromosomale Defektanalyse in frühen Entwicklungsphasen eines malignen Pleuramesothelioms

F Simon 1, M Krismann 1, G Johnen 1, KM Müller 1
  • 1Institut für Pathologie der RUB an den BG-Kliniken Bergmannsheil Bochum – Universitätsklinik und Deutsches Mesotheliomregister

Hintergrund: Verluste und Zugewinne in Tumorzellen können auf chromosomaler Ebene mit dem Verfahren der CGH detektiert werden. Mithilfe dieser Methode konnten an über 90 malignen Pleuramesotheliomen in fortgeschrittenen Stadien zahlreiche größere chromosomale Defekte detektiert und ein gehäuftes Auftreten bestimmter Defekte ermittelt werden (z.B. 9p, 22q). Um das Ausmaß der genomischen Veränderungen in frühen Entwicklungsstadien von Mesotheliomen zu untersuchen, wurden Vor- und Frühstadien von Pleuramesotheliomen mittels CGH untersucht. Hierzu wurden für die Hybridisierung die nur wenige Zellen umfassenden Tumorareale mittels Laser-Mikrodissektion aus dem Gewebeverband herausgeschnitten und die extrahierte DNA mittels der DOP-PCR amplifiziert.

Ergebnisse: Die CGH-Analyse der bisher untersuchten Mesotheliom-Frühstadien zeigte überraschenderweise zahlreiche chromosomale Defekte, die schon gehäuft in Spätstadien von Pleuramesotheliomen detektiert werden konnten. Die mittlere Defektanzahl lag bei 5,8 Defekten (6,2 Defekte in Spätstadien) pro Fall. Die hier ausgewählten histologisch unterschiedlichen Tumor-Frühstadien (Mesothelioma in situ [kein infiltratives Wachstum], Frühmesotheliom [infiltratives Wachstum]) eines Patienten zeigten insgesamt 9 bzw. 8 verschiedene chromosomale Defekte (Verluste von 3p, 5q, 6q, 8p, 9p, 15q, 22q und Y; zusätzlicher Zugewinn von 7q im Falle des Mesothelioma in situ). Insbesondere der gleichzeitige Verlust der chromosomalen Regionen 9p und 22q korreliert gut mit den CGH-Ergebnissen, die zuvor an Mesotheliomen in fortgeschrittenen Stadien gewonnen wurden.

Schlussfolgerungen: Mittels Mikrodissektion und CGH lassen sich initiale chromosomale Defekte in Frühstadien von malignen Pleuramesotheliomen detektieren. Hierbei handelt es sich um große genomische Veränderungen im Megabasenbereich (z.B. Verluste bzw. Zugewinne von Chromosomenabschnitten), die wahrscheinlich zu der genomischen Instabilität in den Zellen beitragen. Weiterhin weist die überraschenderweise hohe Anzahl an Defekten in den Mesotheliom-Frühstadien auf ein bereits „genetisches Chaos“ in den Tumorzellen hin. Die genetischen Befunde zeigen, dass die histologische Einordnung der untersuchten Tumoren als Frühmesotheliome durchaus zutreffend ist.