Z Gastroenterol 2004; 42 - 57
DOI: 10.1055/s-2004-835808

Heparin erhöht die Wirksamkeit einer palliativen Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen

MA Ayvaz 1, F Eckel 1, S Wagenpfeil 2, C Lersch 1
  • 1II. Medizinische Klinik und Poliklinik und
  • 2Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie des Klinikums rechts der Isar, Technische Universität München

Einleitung: Retrospektive Analysen von Patienten mit Karzinomen des Ovars, der Mamma und des Gastrointestinaltrakts deuten darauf hin, dass bei diesen Patienten die Behandlung venöser Thromboembolien mit niedermolekularem Heparin die Überlebenszeit verlängern kann. Ziel der gegenwärtigen retrospektiven Auswertung von Patienten mit fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen, die eine palliative Chemotherapie erhielten, war es, den zusätzlichen Einfluss von hoch- und niedermolekularen Heparinen auf die Überlebenszeit zu erfassen.

Patienten und Methode: Patienten (n=218) mit überwiegend mäßig differenzierten, fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen erhielten während teilstationären Behandlungen palliative Chemotherapien mit Gemcitabin oder 5-Fluorouracil, teilweise kombiniert mit weiteren Zytostatika oder Immunmodulatoren. Bei 149 Patienten wurde ein Portsystem implantiert. Patienten (n=107), die zur Thromboseprophylaxe während 3 Monaten vor ihrem Tod über mindestens 4 Wochen Heparin erhalten hatten, wurden der Heparingruppe zugeteilt. Beide Patientengruppen, d.h. die mit und die ohne Heparin, waren bezüglich Alter, Geschlecht, Tumorstadium und -lokalisation vergleichbar. Siebenundzwanzig Patienten erhielten unfraktioniertes Heparin zur Portspülung intravenös, 80 Patienten zusätzlich niedermolekulare Heparine subkutan. Die Überlebenszeit der Patienten wurde vom Zeitpunkt der ersten Chemotherapie bis zum Tod berechnet. Die statistische Auswertung erfolgte im Software Paket SPSS 11.0 für Windows. Für die Überlebensanalyse wurde die Kaplan-Meier-Methode verwendet. Mithilfe des Logrank-Tests wurde auf Gruppenunterschiede getestet.

Ergebnisse: Zweihundertelf Patienten waren zum Zeitpunkt der Auswertung verstorben, 106 in der Heparingruppe. Die mediane Überlebenszeit der mit Heparin behandelten Patienten (Tabelle) war gegenüber den Patienten ohne Heparin um das 2,6-Fache verlängert (p<0,001).

Patientengruppe

Zahl der Patienten

Mediane Überlebenszeit (Monate)

mit Heparin

106

8,67

ohne Heparin

105

3,38

Schlussfolgerung: Wegen der möglichen Verlängerung der Überlebenszeit sollte die Indikation für eine Thromboseprophylaxe bei Patienten mit fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen und palliativer Chemotherapie großzügig gestellt werden. Dabei ist auch die deutlich erhöhte Thrombosegefahr (Trousseau-Syndrom) und die häufig erforderliche Implantation von Portsystemen für die Chemotherapie oder supportive Maßnahmen zu berücksichtigen.