Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2004-835808
Heparin erhöht die Wirksamkeit einer palliativen Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen
Einleitung: Retrospektive Analysen von Patienten mit Karzinomen des Ovars, der Mamma und des Gastrointestinaltrakts deuten darauf hin, dass bei diesen Patienten die Behandlung venöser Thromboembolien mit niedermolekularem Heparin die Überlebenszeit verlängern kann. Ziel der gegenwärtigen retrospektiven Auswertung von Patienten mit fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen, die eine palliative Chemotherapie erhielten, war es, den zusätzlichen Einfluss von hoch- und niedermolekularen Heparinen auf die Überlebenszeit zu erfassen.
Patienten und Methode: Patienten (n=218) mit überwiegend mäßig differenzierten, fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen erhielten während teilstationären Behandlungen palliative Chemotherapien mit Gemcitabin oder 5-Fluorouracil, teilweise kombiniert mit weiteren Zytostatika oder Immunmodulatoren. Bei 149 Patienten wurde ein Portsystem implantiert. Patienten (n=107), die zur Thromboseprophylaxe während 3 Monaten vor ihrem Tod über mindestens 4 Wochen Heparin erhalten hatten, wurden der Heparingruppe zugeteilt. Beide Patientengruppen, d.h. die mit und die ohne Heparin, waren bezüglich Alter, Geschlecht, Tumorstadium und -lokalisation vergleichbar. Siebenundzwanzig Patienten erhielten unfraktioniertes Heparin zur Portspülung intravenös, 80 Patienten zusätzlich niedermolekulare Heparine subkutan. Die Überlebenszeit der Patienten wurde vom Zeitpunkt der ersten Chemotherapie bis zum Tod berechnet. Die statistische Auswertung erfolgte im Software Paket SPSS 11.0 für Windows. Für die Überlebensanalyse wurde die Kaplan-Meier-Methode verwendet. Mithilfe des Logrank-Tests wurde auf Gruppenunterschiede getestet.
Ergebnisse: Zweihundertelf Patienten waren zum Zeitpunkt der Auswertung verstorben, 106 in der Heparingruppe. Die mediane Überlebenszeit der mit Heparin behandelten Patienten (Tabelle) war gegenüber den Patienten ohne Heparin um das 2,6-Fache verlängert (p<0,001).
Patientengruppe |
Zahl der Patienten |
Mediane Überlebenszeit (Monate) |
mit Heparin |
106 |
8,67 |
ohne Heparin |
105 |
3,38 |
Schlussfolgerung: Wegen der möglichen Verlängerung der Überlebenszeit sollte die Indikation für eine Thromboseprophylaxe bei Patienten mit fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen und palliativer Chemotherapie großzügig gestellt werden. Dabei ist auch die deutlich erhöhte Thrombosegefahr (Trousseau-Syndrom) und die häufig erforderliche Implantation von Portsystemen für die Chemotherapie oder supportive Maßnahmen zu berücksichtigen.