Das Appetit-regulierende Peptid Ghrelin (28 Aminosäuren) wird überwiegend in den Mucosazellen
des Magenfundus gebildet sowie sezerniert. Der Ghrelinspiegel wird durch den Ernährungszustand
beeinflusst, ist an der Regulation der Energiebilanz beteiligt, steigt vor der Nahrungsaufnahme
an und fällt postprandial ab. Ein Zusammenhang zwischen Ghrelin und Adipositas-Entstehung,
Insulinresistenz und Hypertension ist aus der Literatur bekannt. Bei einem Glucocorticoidexzess
finden sich unter anderem vergleichbare Veränderungen bei den Patienten. Da zusätzlich
stimulierende Effekte auf das glucocorticotrope System durch Ghrelin bekannt sind,
wurden in dieser Studie der Einfluss von endogenen und exogenen Steroiden auf die
Ghrelin-Freisetzung untersucht.
Methoden: Bei fünf Patienten mit erhöhten endogenen Glucocorticoiden (Alter: 29 bis 58, Median
46 Jahre) vor und nach der Entfernung des Adenoms sowie bei 8 gesunden Probanden (Alter:
24 bis 39, Median 27,5 Jahre, BMI 22,7kg/m2) vor und nach Einnahme von 30mg Prednisolon über 5 Tage wurden Ghrelinspiegel im
Plasma gemessen. Die Ghrelinmessung erfolgte mittels eines kommerziellen Radioimmunoassays
(Phoenix Pharmaceuticals, USA).
Ergebnisse: Bei Patienten mit Cushing-Syndrom zeigten sich erniedrigte Ghrelinspiegel (Median:
363,2 pg/ml, Range 161,9 bis 525,7 pg/ml), die nach erfolgreicher operativer Sanierung
signifikant um 26.6% (P=0,04) anstiegen, wohingegen der BMI sank (Median: 26,2kg/m2 auf 24,0kg/m2, P=0,04). Eine deutliche, negative Korrelation (r=-0,9; P=0,04) zwischen den Veränderungen
des BMI und der Ghrelin-spiegel wurde gefunden. Bei den gesunden Kontrollen war die
Ghrelin-freisetzung (Median: 288,7 pg/ml; Range 119,6 bis 827,8 pg/ml) nach Prednisolongabe
signifikant um 18.3% (P=0,04) supprimiert. Unter exogenen und endogenen Glucocorticoiden
fanden sich signifikant niedrigere Ghrelinspiegel, so dass Ghrelin am ehesten nicht
ursächlich für die steroidinduzierte Adipositas verantwortlich gemacht werden kann.
Das gastrointestinale Ghrelin wird in diesem Fall möglicherweise aufgrund der metabolischen
Veränderungen über einen negativen Feedback-Mechanismus der HPA-Achse reguliert.