Der Klinikarzt 2004; 33(10): 280-288
DOI: 10.1055/s-2004-835685
In diesem Monat

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Empfehlungen für den klinischen Alltag - Blutdruckmanagement beim akuten Schlaganfall

Recommendations for the Clinical Everyday Life - Blood Pressure Management in Acute StrokeS. Schwarz1 , F. Al-Shajlawi2 , M. Daffertshofer1
  • 1Neurologische Klinik, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg, Universitätsklinikum Mannheim (Direktor Prof. Dr. M.G. Hennerici)
  • 2I. Medizinische Klinik, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg, Universitätsklinikum Mannheim (Direktor: Prof. Dr. M. Borggrefe)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Oktober 2004 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die meisten Patienten mit akutem Schlaganfall haben erhöhte Blutdruckwerte. Die prognostische Bedeutung dieses Befundes ist jedoch noch ungeklärt. Große kontrollierte Studien zur Blutdruckbehandlung beim akuten Schlaganfall existieren nicht, Richtlinien empfehlen eine vorsichtige Blutdrucksenkung beim ischämischen Infarkt nur bei stark erhöhten Werten (> 220/120 mmHg). Ein individualisiertes Vorgehen ist aufgrund der heterogenen Ätiologie und Pathophysiologie des Schlaganfalls sowie wegen fehlender Daten sinnvoll. So sind hohe Blutdruckwerte bei hämodynamisch wirksamen Stenosen, beim Nachweis einer Penumbra oder bei persistierendem Gefäßverschluss durchaus wünschenswert. Im Einzelfall kann daher eine Blutdruckanhebung sinnvoll sein. Bei Patienten mit schweren kardiovaskulären Begleiterkrankungen, kleinen lakunären Infarkten oder einer subkortikalen arteriosklerotischen Enzephalopathie dagegen wird eine Einstellung der Blutdruckwerte im normalen Bereich empfohlen. In der Akutphase sind hierbei intravenöse gut steuerbare Antihypertensiva besser geeignet als eine orale Medikation. Mittel der ersten Wahl zur antihypertensiven Dauertherapie sind ACE-Hemmer oder AT2-Rezeptorantagonisten. Bei Patienten mit intrazerebralen Blutungen soll der Blutdruck auf normotensive bis leicht hypertensive Werte eingestellt werden.

Summary

Most patients with acute stroke present with a markedly raised arterial blood pressure. The prognostic relevance of arterial hypertension in acute stroke is unclear. There are no large controlled studies on blood pressure management in acute stroke. Current guidelines recommend to cautiously lower the blood pressure in acute ischemic stroke only in the presence of severe hypertension (> 220/120 mmHg). Because of the heterogeneity of the stroke aetiology and pathophysiology and the lack of valid data, an individualized approach is warranted. High blood pressure values are desirable in patients with a hemodynamically relevant arterial stenosis, demonstration of an ischemic penumbra or a persisting vascular occlusion. In selected patients, induced arterial hypertension may be indicated. In patients with severe cardiovascular disease, small lacunar infarctions or with a subcortical arteriosclerotic encephalopathy, normal blood pressure values are recommended. During the acute phase, short-acting, titratable i.v. drugs are superior to an oral medication. ACE inhibitors or AT2-receptor antagonists are drugs of first choice for the ensuing antihypertensive therapy.

Literatur

1 international stroke trial

Anschrift für die Verfasser

PD Dr. Stefan Schwarz

Neurologische Klinik

Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg

Universitätsklinikum Mannheim

Theodor-Kutzer-Ufer 1-3

68167 Mannheim