Viszeralchirurgie 2004; 39 - 31
DOI: 10.1055/s-2004-835107

Präinterventionelle Diagnostik – Wie viel ist notwendig, wie viel sinnvoll?

M Fein 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik Würzburg

Welche Diagnostik ist vor Durchführung einer endoskopischen Therapie der Adipositas oder der Refluxkrankheit indiziert? Wie viel Diagnostik ist erforderlich, wie viel zu empfehlen?

In der Endoskopie kann eine Refluxösophagitis, ein Barrett-Ösophagus, die Art und das Ausmaß einer Hernie sowie Ulcera oder Gastritiden diagnostiziert werden. Diese Befunde sind z.T. Kontraindikationen zur endoskopischen Therapie und von hoher Relevanz. Daher ist die präinterventionelle Endoskopie in jedem Fall erforderlich.

Funktionsdiagnostische Untersuchungen dienen zur Abklärung einer Refluxkrankheit. Bei Vorliegen typischer Symptome oder Nachweis einer Refluxösophagitis sind sie vor Therapie der Adipositas zu empfehlen.

Wichtigste Funktionsdiagnostische Untersuchung ist die 24-Stunden-Ösophagus-pH-Metrie. Sie ist sinnvoll zur Einschätzung des Refluxausmaßes bei Ösophagitis oder Barrett-Ösophagus und notwendig bei Patienten ohne Ösophagitis vor operativer Therapie. Ein normales Refluxausmaß in der pH-Metrie erwies sich als wichtigster Prädiktor für ein schlechtes Ergebnis nach Antirefluxchirurgie. Beklagt der Patient darüber hinaus eine fehlende Wirkung der PPI-Therapie, ist eine endoskopische oder operative Antirefluxmaßnahme nicht indiziert.

Die Ösophagusmanometrie ermöglicht die zuverlässigste Lokalisation der pH-Metrie-Sonde. Die Auswertung der Kompetenz des unteren ösophagealen Sphinkters kann vor allem bei fraglicher Refluxkrankheit Zusatzinformationen liefern. Motilitätsuntersuchungen sind in erster Linie zum sicheren Ausschluss einer Achalasie und als Ausgangsbefund bei postoperativer Dysphagie sinnvoll.

Bilitec, eine 24-Stunden-Messung des Gallerefluxes, als ergänzende Untersuchung kann im Einzelfall, wie z.B. bei Patienten, die unter PPI-Therapie nicht beschwerdefrei sind, die Indikation zu einer endoskopischen oder operativen Therapie der Refluxkrankheit erhärten.

Somit ist eine präinterventionelle Funktionsdiagnostik mit pH-Metrie und Ösophagusmanometrie vor operativer und endoskopischer Therapie indiziert. Dies entspricht auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität.