Viszeralchirurgie 2004; 39 - 25
DOI: 10.1055/s-2004-835101

Die Rolle der Endosonographie im Therapiekonzept des Magenkarzinoms

C Müller 1, G Kähler 2, A Altendorf-Hofmann 1, J Scheele 1
  • 1Klinik für Allgemeine und Viszerale Chirurgie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • 2Sektion Endoskopie und Sonographie, Chirurgische Klinik am Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg

Fragestellung:

Die Endosonographie im präoperativen Staging von Magenkarzinomen hat sich in Zentren etabliert, ist jedoch in ihrer Wertigkeit umstritten. In der Literatur wird die Sensitivität für das T-Stadium mit 70–85% angegeben, im N-Stadium zwischen 65–88%. In der Einschätzung der Operabilität liegt die Sensivität um 90%. Ziel unserer Untersuchungen war es, unsere eigenen Ergebnisse auszuwerten und entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen.

Methodik:

Von Januar 1995– Dezember 2002 behandelten wir 423 Patienten mit einem Magenkarzinom, davon sind 265 einem kurativen operativen Verfahren zugeführt worden. 313 von 423 Patienten wurden endosonographiert; 85% der operierten Patienten. 87 Patienten wurden nicht operiert. Die Endosonographie erfolgte in den ersten 5 Jahren durch 6, in den letzten 3 Jahren durch 2 Untersucher.

Ergebnisse:

Wir erzielten bei den 33 Patienten mit einem pT1-Stadium eine Sensivität von 66%, bei den primär operablen Patienten der Stadien pT2 und pT3 lag die Sensitivität bei 71%. Die Differenzierung zwischen pT2 und pT3- Tumoren war insbesondere durch ein Übeschreiten des Tumors über die Muscularis propria hinaus ohne Penetration des viszeralen Peritoneums erschwert, da dies noch einem pT2-Stadium entspricht, was endosonographisch schlecht darstellbar ist. Eine nur geringe Sensitivität erreichten wir bei den pT4-Karzinomen mit 36% (5 von 14). Hier ist es unter anderem schwierig, eine Infiltration des Zwerchfells sicher darzustellen. Ähnlich waren die Ergebnisse bei dem N-Stadium mit einer Sensivität von 63% bei den pT1-Karzinomen und 71% bei den übrigen pT-Stadien.

In etwa ⅔ der nicht operierten Patienten konnten wir endosonographisch Hinweise für die Inoperabiltät geben, wie im Falle der Peritonealkarzinose durch die Darstellung von peritumorösem Aszites bzw. dem verdickten Peritoneum.

Diskussion:

Wenn bei dem Magenkarzinom ein differenziertes Therapiekonzept angestrebt wird, ist die Endosonographie hilfreich für die Therapieentscheidung. So kann bei T1-Befunden (mukosaler Typ) ein lokales Verfahren gewählt werden, was durch ein lift-off infolge der Adrenalin-Unterspritzung vor der Abtragung zusätzlich begünstigt wird. Bei den T2- und T3-Befunden kommen die klassischen operativen Verfahren zur Anwendung. Wenn der Verdacht auf ein T4-Stadium besteht, sollte die Diagnostik ergänzt werden, sofern davon eine Therapieentscheidung abhängt. Bei Verdacht auf eine Peritonealkarzinose, sollte eine diagnostische Laparoskopie erfolgen, die laut Schrifttum mit über 90% eine deutlich höhere Verläßlichkeit als etwa das CT mit 65% hat!