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DOI: 10.1055/s-2004-835085
Hygiene-Qualitätssicherung bei der Rektoskopie durch Verwendung von geeigneten Bakterienfiltern
Einleitung:
Die Aufbereitung von Rektoskopen erfolgt durch mechanische Grundreinigung und anschließende Reinigungen in einer Spülmaschine/Endothermodesinfektor bzw. ein zeitgerechtes Einlegen in geeigneter Desinfektionslösung. Dieses Vorgehen hat sich für die Metallteile sowie für die duroplastischen Kunststoffanteile des Rektoskopes bewährt, und erfüllt zudem die aktuell gültigen Hygienevorschriften im Rahmen der Instrumentendesinfektion für die Untersuchung nicht steriler Körperhöhlen.
Anders ist die Situation für den Gummiblasebalg zur Luftinsufflation in das Rektum. Naturgemäß toleriert Gummi die heiße Desinfektionslösung nur kurzfristig. Wiederholte Reinigungsvorgänge im Endothermodesinfektor führen zur Versprödung des Materials, zudem wird das Innere von Gummibälgen nicht ausreichend mitgereinigt. Der Verdacht, durch den Blasebalg Keime zwischen Patienten zu übertragen, wurde 1996 wissenschaftlich in Nordirland belegt.
Da zwangsläufig der Gummiblasebalg schwächstes hygienisches Glied in der Kette der Hygienerisiken für den Patienten bei der Rektoskopie darstellt, ist dies auch Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.
Methodik:
Hierzu wurden mikrobiologische Untersuchungen von Rektoskopiegummibälgen nach einem einheitlichen standardisierten Schema in zwei Zentren durchgeführt, zum einen im Universitätsklinikum Lübeck, Chirurgische Endoskopie sowie im Enddarm-Zentrum Mannheim. Desweiteren wurden stichprobenartig proktologische Abteilungen mit hoher Frequenz für Rektoskopie bezüglich der Aufbereitung von Gummihandbälgen für Rektoskopie befragt.
Ergebnisse:
In 11 von 20 Proben aus Lübeck fanden sich Hautkeime (Koagulase-negative Staphylokokken), in 3 Proben Schmutz- und Staubkeime (aerobe Sporenbildner), in 2 Proben Sprosspilze (Hefen) und Mikrokokken in einer Probe. Bei der Probenentnahme war die Spüllösung bisweilen sichtbar faekal verunreinigt. In 6 von 20 Proben konnte kein Bakterienwachstum festgestellt werden.
In 6 der insgesamt 10 Proben aus Mannheim fanden sich Hautkeime (Koagulase-negative Staphylokokken), in 4 Proben waren Schmutz- und Staubkeime, Sprosspilze (Hefen und Mikrokokken waren in jeweils einer Probe). In einer Probe fand sich Proteus mirabilis bzw. Aeromonas sp., die als Erreger nosokomialer Infektionen als auch als übliche Darmflora bekannt sind.
Somit waren also mehr als 50% der untersuchten Gummibälge mit pathogenen Keimen kontaminiert.
Insgesamt wurden 21 Abteilungen in 15 Krankenhäusern stichprobenartig in Schleswig-Holstein und Hessen befragt. In 12 Abteilungen erfolgt lediglich die äußere Reinigung durch Abwischen. In 6 Abteilungen erfolgt die Aufbereitung in einem Tauchbad mit Instrumenten-Desinfektionslösung, in lediglich 3 Abteilungen werden die Bälge in einen Endothermodesinfektor eingelegt. Eine zusätzliche Sterilisation erfolgt in 4 Abteilungen. Die anschließende Aufbewahrung geschieht dann, soweit nicht sterilisiert, in Containern aus V2A, Plexiglas bzw. in Schubladen. Lediglich in einem Fall wurde auf die hängende Aufbewahrung zur Vermeidung von Restfeuchtigkeit hingewiesen.
Schlussfolgerung:
Nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse sind Filter daher die einzige Möglichkeit, eine Kontamination aus dem Rektoskopiebalg zu verhüten und somit die prinzipbedingten Unzulänglichkeiten von Konstruktion und Aufbereitungsmaßnahmen auszugleichen.
Die technische Anwendung ist einfach, der konfektionierte Filter wird zwischen Rektoskop und Gummibalg über Luer-Lock eigefügt. Der Filter ist hydrophob in beiden Richtungen, ist viren- und bakterienretentiv für Luft und flüssigskeitsgebundene Kontamination mit einer Abscheideleistung >99,999%. Der Luftwiderstand beträgt bei 10 l/min 52mm Hg und wird somit bei praktischer Verwendung kaum wahrgenommen.
Die vorliegende Untersuchung ist ein Stichprobentest, der zur Diskussion Anlaß geben möchte, zumal Qualitätssicherung und Patientensicherheit auch unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zunehmend an Bedeutung gewinnen.